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Modisch unzumutbar…

Von Jahr zu Jahr, Das Jahrbuch für die Frau 1978, Verlag für die Frau, Leipzig 1977, S. 35.

Auch in der DDR wollten sich die Bürger modisch kleiden. Seitens der Regierung war es dabei Ziel, den sozialistischen Menschen zu kreieren. Die Mode sollte sich von den Einflüssen der westlichen Staaten lösen und eigene Ideen hervorbringen. Die Kleidung hatte aufgrund von Materialmangel und der Philosophie einer nicht konsumorientierten Gesellschaft aus langlebigen Materialien zu bestehen, zeitlose Eleganz zu besitzen und  praktisch zu sein.

Diverse staatliche Modeinstitute entwarfen einfallsreich und manches Mal im Konflikt mit den staatlichen Vorgaben tragbare Mode. Modehefte wie beispielsweise die “Sibylle”, druckten die Entwürfe und ließen die Leser träumen.

Berliner Modenblatt, Berlin/Leipzig, Heft 9/1956, S. 17.

Doch nur ein Bruchteil der Entwürfe schaffte den Sprung in die Produktion. Die Ursachen hierfür waren verschieden. Mal fehlte es an den  dafür vorgesehenen Materialien, oder die Schnitte waren für die Massenproduktion zu aufwendig.

Mit der Zeit druckten immer mehr Zeitschriften Schnittmuster und gaben Tipps zum Selberschneidern. So fand man Anregungen zum Stricken von Pullis, Westen oder Stolas, bekam Hinweise zum Schneidern ausgefallener Blusen oder erhielt Anleitung zum Fertigen von Basttaschen.

Wer nicht Schneidern konnte oder wollte, mußte wochenlang durch die Geschäfte streifen. Dabei wurde den Kunden viel Ausdauer und Genügsamkeit mit dem vorhandenen Angebot abverlangt.

Von Jahr zu Jahr, Das Jahrbuch für die Frau 1978, Verlag für die Frau, Leipzig 1977, S. 16.
Berliner Modenblatt, Berlin/Leipzig, Heft 9/1956, S. 16.
Von Jahr zu Jahr, Das Jahrbuch für die Frau 1981, Verlag für die Frau, Leipzig 1980, S. 95.

Der Frust der Menschen ist den nachfolgenden Leserbriefen an die Zeitschrift “Das Magazin” zu entnehmen:

Leserbrief von Gerhard Merkel aus Berlin an “Das Magazin”, November 1978
Auszug:

“…Geht man durch unsere Warenhäuser und Konfektionsgeschäfte, so findet man, daß auf der Stange Kleider, Blusen, Hosen, Röcke und Mäntel hängen, die überwiegend modisch unzumutbar sind. Ich frage mich oft, was mit den unverkäuflichen Ladenhütern geschieht.”

Berliner Modenblatt, Berlin/Leipzig, Heft 9/1956, S. 16.

Leserbrief von Anita Quaas aus Mumsdorf an “Das Magazin”, September 1976
Auszug:

“…Seit Monaten fahre ich an meinem Haushaltstag nach Leipzig, Gera oder Altenburg, um einen bunten Rock oder ein schönes Kleid zu erwischen, aber vergebliche Müh. Überall viele unmodische Sachen. Die wenigen modischen Kleidungsstücke  liegen  für  gute  Freunde unter dem Ladentisch.

Das sind meine Erfahrungen der letzten neun Monate. Sehr oft bin ich auch in die Exquisitläden gelaufen, um dort etwas Glück zu haben, aber in Leipzig ist der Verkäufer König. Man darf lange warten, bevor man von einer solchen Königin bedient wird. Nirgendwo bekommt man diese hochnäsige Art der Verkäuferinnen so deutlich zu spüren.”

 

               

 

Berliner Modenblatt, Berlin/Leipzig, Heft 9/1956, S. 11.
Von Jahr zu Jahr, Das Jahrbuch für die Frau 1980, Verlag für die Frau, Leipzig 1979, S. 77.