Auch in der DDR wollten sich die Bürger modisch kleiden. Seitens der Regierung war es dabei Ziel, den sozialistischen
Menschen zu kreieren. Die Mode sollte sich von den Einflüssen der westlichen Staaten lösen und eigene Ideen hervorbringen. Die Kleidung hatte aufgrund von Materialmangel und der Philosophie einer nicht
konsumorientierten Gesellschaft aus langlebigen Materialien zu bestehen, zeitlose Eleganz zu besitzen und praktisch zu sein.
Diverse staatliche Modeinstitute entwarfen einfallsreich und manches Mal im Konflikt mit den staatlichen
Vorgaben tragbare Mode. Modehefte wie beispielsweise die “Sibylle”, druckten die Entwürfe und ließen die Leser träumen.
Doch nur ein Bruchteil der Entwürfe schaffte den Sprung in die Produktion. Die Ursachen hierfür waren verschieden. Mal
fehlte es an den dafür vorgesehenen Materialien, oder die Schnitte waren für die Massenproduktion zu aufwendig.
Mit der Zeit druckten immer mehr Zeitschriften Schnittmuster und gaben Tipps zum Selberschneidern. So fand man Anregungen zum Stricken von
Pullis, Westen oder Stolas, bekam Hinweise zum Schneidern ausgefallener Blusen oder erhielt Anleitung zum Fertigen von Basttaschen.
Wer nicht Schneidern konnte oder wollte, mußte wochenlang durch die Geschäfte streifen. Dabei wurde den Kunden viel
Ausdauer und Genügsamkeit mit dem vorhandenen Angebot abverlangt.
Der Frust der Menschen ist den nachfolgenden Leserbriefen an die Zeitschrift “Das Magazin” zu entnehmen:
Leserbrief von Gerhard Merkel aus Berlin an “Das Magazin”, November 1978 Auszug:
“…Geht man durch unsere Warenhäuser und Konfektionsgeschäfte, so findet man, daß auf der Stange Kleider,
Blusen, Hosen, Röcke und Mäntel hängen, die überwiegend modisch unzumutbar sind. Ich frage mich oft, was mit den unverkäuflichen Ladenhütern geschieht.”
Leserbrief von Anita Quaas aus Mumsdorf an “Das Magazin”, September 1976 Auszug:
“…Seit Monaten fahre ich an meinem Haushaltstag nach Leipzig, Gera oder Altenburg, um einen
bunten Rock oder ein schönes Kleid zu erwischen, aber vergebliche Müh. Überall viele unmodische Sachen. Die wenigen modischen Kleidungsstücke liegen für gute Freunde
unter dem Ladentisch.
Das sind meine Erfahrungen der letzten neun Monate. Sehr oft bin ich auch in die Exquisitläden gelaufen, um
dort etwas Glück zu haben, aber in Leipzig ist der Verkäufer König. Man darf lange warten, bevor man von einer solchen Königin bedient wird. Nirgendwo bekommt man diese hochnäsige Art der
Verkäuferinnen so deutlich zu spüren.”