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BEZIRK LEIPZIG
Lage: -im Südteil der DDR, grenzt im Norden an den Bezirk Halle, im Osten an die Bezirke Cottbus und Dresden, im Süden an den Bezirk
Karl-Marx-Stadt, im Westen an die Bezirke Gera und Halle -umfaßt den Großteil der flachen Leipziger Tieflandsbucht, die im Nordosten in die Elbniederung und im Süden in das Mittelsächsische Bergland
übergeht -größere Flüsse: Weiße Elster (mit Pleiße), Mulde und Freiberger Mulde, Elbe
Bevölkerung: -79,4 % wohnten in Gemeinden über 2000 Einwohner, etwa 65 % im Ballungsgebiet Leipzig - Borna - Altenburg -45,3 % Männer,
54,7 % Frauen
Wirtschaft: -wichtiger Industriebezirk (1972: 9,3 % der DDR-Industrieproduktion) mit entwickelter Landwirtschaft und bedeutenden
Verkehrs- und Handelsfunktionen -charakteristische Industriezweige waren Braunkohlenbergbau, Energieerzeugung, chemische, Maschinen-, Gießerei-, polygraphische, Zellstoff-, Papier-, Textil-, Rauchwaren-,
Lebensmittelindustrie -etwa ¾ der Industrieproduktion wurden im Westteil des Bezirkes erzeugt -die Bezirksstadt Leipzig (siehe unten) war als Messestadt von großer nationaler und internationaler Bedeutung und
stellte 40 % der Industrieproduktion des Bezirkes -südlich der Bezirksstadt Leipzig lagen die Industriegebiete Borna - Böhlen - Espenhain und Altenburg - Meuselwitz (Braunkohlen-, Energie-, chemische,
Maschinenindustrie) -im Südosten (Kreis Döbeln) und entlang der Mulde dominierten Metallverarbeitung und Leichtindustrie -auf der Braunkohlenförderung fußten die Elektroenergie- (Großkraftwerk im Raum Borna -
Böhlen, Neubau von Böhlen II und Thierbach), Gaserzeugung (Böhlen, Bezirksstadt Leipzig) und chemische Industrie (mit wachsender Erdölverarbeitung: Kombinat Böhlen mit Betriebsteilen Espenhain und Rositz;
Bezirksstadt Leipzig, Eilenburg); Schwermaschinenbau (Bezirksstadt Leipzig, Meuselwitz, Wurzen, Grimma, Delitzsch, Roßwein); allgemeiner Maschinerbau (besonders polygraphische, Land-, Textil-,
Holzbearbeitungsmaschinen; Bezirksstadt Leipzig, Altenburg, Döbeln, Torgau, Schkeuditz, Böhlitz-Ehrenberg), Metallindustrie (Lippendorf, Rackwitz), Elektrotechnik/Elektronik (Bezirksstadt Leipzig, Grimma, Hartha),
polygraphische Industrie (Bezirksstadt Leipzig, Altenburg), Zellstoff- und Papierindustrie (Bezirksstadt Leipzig, Grimma), Textilindustrie (Bezirksstadt Leipzig, Hartha, Wurzen), Glas- und keramische Industrie
(Torgau, Oschatz; Belgern, Colditz), pharmazeutische (Döbeln, Bezirksstadt Leipzig), Baustoff- (Brandis, Bad Lausick, Naunhof, Laußig, Mügeln, Dornreichebach u.a.), Lebensmittelindustrie (Bezirksstadt Leipzig,
Wurzen, Delitzsch, Rositz) -71 % der Fläche wurde von der Landwirtschaft
genutzt -81,8 % waren Ackerland, 13,6 % Dauergrünflächen -vom Ackerland waren 46, 8 % Getreideflächen (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer) und 23, 8 % Hackfruchtflächen (Kartoffeln, Zuckerrüben, Futterhackfrüchte) -um die Bezirksstadt Leipzig Gemüseanbau -Schweine-, Rinder-, Schafhaltung -nur 13,5 % der Fläche waren bewaldet
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Verkehr: -im Bezirk ist die Bezirksstadt Leipzig Verkehrsknotenpunkt im Eisenbahn- und Straßenverkehr
-wichtige Bahnlinien (z.T. elektrifiziert) nach Berlin, Cottbus, Dresden, Karl-Marx-Stadt, Zwickau, Gera, Erfurt, Halle, Magdeburg -Autobahnen von der Bezirksstadt Leipzig nach Halle, Berlin, Dresden
BEZIRKSSTADT LEIPZIG
Lage: -Bezirksstadt (125 m über dem Meer) des Bezirkes Leipzig -Stadtkreis und Kreisstadt
-im Mittelpunkt der fruchtbaren und braunkohlenreichen Leipziger Tieflandsbucht am Zusammenfluß von Weißer Elster, Pleiße und Parthe, deren Flußauen mit Parkanlagen (z.B. Clara-Zetkin-Park,
Rosental) und Auenwäldern (z.B. Ratsholz, Nonne, Leutzscher Holz) die Stadt auflockern -1973: 577495 Einwohner (39 % der Bevölkerung des Bezirks) -zweitgrößte Stadt der DDR
-überragender Standort von Industrie und Wissenschaft, internationale Messemetropole, Verkehrs-, Handels-, Kultur- und Verwaltungszentrum
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Wirtschaft: -die Industrie
struktur war geprägt durch (Schwer-) Maschinenbau (Chemieanlagen-, Metalleichtbau und Metallguß, Verlade- und Transportanlagen, Bau von Förderanlagen; Werkzeug-, polygraphische,
Land-, Nahrungsmittelmaschinen), Bau von elektrotechnischen und feinmechanischen Geräten, chemische, polygraphische, Textil-, Bekleidungsindustrie, Kürschnereien, Pelzkonfektion, Lebensmittelindustrie
-Sitz mehrerer Kombinatsverwaltungen -Industrie konzentrierte sich vor allem im Westen und Südwesten der Stadt -Leipzig hatte als Messestadt (Zentrum des Ost-West-Handels) internationale bedeutung (Leipziger Messe, Rauchwarenauktionen) -Zentrum des Verlagswesens und Buchhandels der DDR
Kultur:
-Wissenschaftszentrum mit wichtigen Forschungs- und Bildungseinrichtungen: Karl-Marx-Universität (neues Universitätsensemble mit Hochhaus [142 m] am Karl-Marx-Platz), Hochschule für Bauwesen,
Ingenieurhochschule, Handelshochschule, Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK), Hochschule für Musik “Felix Mendelssohn Bartholdy”, Hochschule für Grafik und Buchkunst, Theaterhochschule
“Hans Otto”, Pädagogische Hochschule “Clara Zetkin”, Institut für Literatur “Johannes R. Becher”, Geographisches Institut der Akademie der Wissenschaften, Herder-Institut, zentrale
Forschungsinstitute, Ingenieur- und Fachschulen, Sächsische Akademie der Wissenschaften -wichtige kulturelle Einrichtungen: Leipziger Theater mit Oper und musikalischer Komödie, Schauspielhaus, Kammerspiele, Kellertheater, Theater der Jungen
Welt, Leipziger Pfeffermühle (satirisches Kabarett), Gewandhausorchester, Thomanerchor, mehrere Rundfunkorchester, Zentralhaus für Kulturarbeit,
Kongreßhalle, Zentraler Kulturpark “Clara Zetkin”, zoologischer Garten, botanischer Garten
-bedeutende Bibliotheken wie die Deutsche Bücherei (1973 5,7 Mill. bibliographische Einheiten), Universitätsbibliothek, Deutsche Zentralbücherei für Blinde, Comeniusbücherei, Staatsarchiv Leipzig, Bacharchiv
-bedeutende Museen und Gedenkstätten: Georgi-Dimitroff-Museum, Museum für Geschichte der Stadt Leipzig, Lenin-Gedenkstätte, Iskra-Gedenkstätte, Karl
-Liebknecht-Gedenkstätte, Museum der bildenden Künste (Gemälde, Plastik graphische Sammlungen), Museum des Kunsthandwerks (Grassimuseum),
Museum für Völkerkunde, Musikinstrumentenmuseum, Naturwissenschaftliches Museum, Völkerschlachtdenkmal (1913; 91 m hoch)
-moderne Sportanlagen: DHfK, Sportforum (Zentralstadion für 100000 Zuschauer, Schwimmstadion, Festwiese u.a.), weiter Stadien, Rad-, Galopprennbahn, Schwimmbäder, 10 Volksschwimmhallen
Bebauung:
-die innerhalb eines Rings schöner Grünanlagen gelegene Innenstadt wurde zum Zentrum des gesellschaftlichen Lebens gestaltet: Opernhaus (1960),
Bürogebäude, Hauptpostamt (1964), Interhotel Am Ring (1965), Universitätsensemble am Karl-Marx-Platz, dem zentralen Platz von Leipzig
-Wohnensembles am Georgiring und Roßplatz, Wohnhochhaus (94,5 m) an der Wintergartenstraße
-weitere markante Neubauten im Stadtzentrum sind das Messehaus am Markt, Pelzzentrum Brühl, “Leipzig-Information” am Sachsenplatz, Gebäude des
Leipziger Messeamtes, Interhotel Stadt Leipzig, konsument-Warenhaus, Wohnhäuser Richard-Wagner-Straße -Bebauung der Straße des 18. Oktober (Messemagistrale)
-neue große Wohnkomlexe in Großzschocher, Karl-Marx-Städter Straße, Lößnig, Schönefeld, Möckern
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historische Bauten:
-im Zentrum das Alte Rathaus (1556 von H. Lotter), die Alte Börse (1678), Kaufmannshäuser (Romanushaus) und Handelshöfe (16./18. Jh.), die Thomaskirche (Reste aus dem 13. Jh.; Umgestlatung im
14. Jh., Chor, Langhaus 1482/96; im Chor Grabmal J. S. Bachs), Nikolaikirche (Chor 14. Jh., Langhaus seit 1513; das Innere 1784/97 neugestaltet), Neues Rathaus (seit 1907 von H. Licht an Stelle der
Pleißenburg errichtet)
Verkehr:
-vom Hauptbahnhof (täglich bis zu 200000 Reisende) führten 7 Hauptlinien (zum größten Teil elektrifiziert) in alle Richtungen -Containerbahnhof Stötteritz
-S- (Stadtschnell-) Bahnring zur Verbindung mit den Wohn-, Industrie- und Naherholungszentrum im Umland (seit 1969)
-Flughäfen Leipzig - Schkeuditz (In- und Ausland), Leipzig - Mackau (Wirtschaft, Sport)
verwendete Literatur:
- Meyers Neues Lexikon, 2., völlig neu erarb. Aufl. in 18 Bänden, Bd. 8, Leipzig 1974, S. 455-458, sv. “Leipzig”.
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