BEZIRK POTSDAM
Wirtschaft: -Industrie-Agrarbezirk, dessen ökonomische Zentren im zentralen Teil des Bezirkes lagen
-wichtigste Zweige der Industrie sind Metallurgie, Maschinen-, Fahrzeugbau, Elektrotechnik/ Elektronik/ Gerätebau, chemische,
Nahrungsmittelindustrie, von denen besonders Elektrotechnik/ Elektronik, Metallurgie und chemische Industrie entwickelt wurden
-die industriellen Schwerpunkte lagen am Stadtrand von Berlin mit Oranienburg (chemische Industrie, Metallurgie), Hennigsdorf (Metallurgie,
Eletrolokomotivbau), Falensee (Landmaschinenbau), P.-Babelsberg (Maschinenbau), Teltow-Stahnsdorf (Elektrotechnik/ Elektronik), Ludwigsfelde
(LKW-Bau), Wildau (Schwermaschinenbau), Königs Wusterhausen (Baustoffindustrie) und entlang der Havel mit Brandenburg (Metallurgie, Stahl-,
Maschinenbau, Textilindustrie), Premnitz (Chemiefaserindustrie), Rathenow (optische Industrie); im Süden des Bezirkes waren Luckenwalde
-Jüterbog (Metallverarbeitung, Leichtindustrie), im agrarischen Norden Zehdenick (Ziegel-, elekrotechnische Industrie), Neuruppin (elektrotechnische,
Leichtindustrie), Pritzwalk (Maschinenbau) wichtige Industriestandorte; Nahrungsmittel-, Baumaterialien-, Holzindustrie waren über den ganzen Bezirk verbreitet
-in der Landwirtschaft wurde das staatliche Aufkommen an Kartoffeln, Getreide, Ölfrüchten, Schlachtvieh, Milch erhöht, der Obst- und Gemüsebau intensiviert
-49,6% der Fläche wurden 1973 landwirtschaftlich genutzt; von der landwirtschaftlichen Nutzfläche waren 68,1% Ackerland (davon 51,4% Getreide- und 20,2% Hackfruchtflächen, besonders Kartoffeln),
28,5% Dauergrünland; meliorierte Flächen in den Niederungen von Havel, Rhin, Dosse und Nutze; Obstbau im Havelland um Werder-Glindow auf 6000 ha sowie um Gransee; Schweine-, Rinder-,
Schafhaltung; Wald, vorwiegend Kiefern, auf 33,5% der Fläche des Bezirkes, besonders im Nordosten und im Süden
Verkehr:
-durch den Bezirk führten aus allen Richtungen wichtige Eisenbahnlinien und Fernverkehrsstraßen nach Berlin
-Rangierbahnhof Seddin südwestlich von Potsdam als Umschlagplatz in der Ost-West- und Nord-Süd-Richtung des Eisenbahngüterverkehrs der DDR -Berliner Reichsbahnaußenring
-Autobahnen von Süden und Westen nach Berlin -Binnenschiffahrt auf Havel, Havelkannal, Oder-Havel-Kanal, Elbe-Havel-Kanal und Dahme -Zentralflughafen Berlin-Schönefeld
Erholung und Sport:
-die wald- und seenreichen Gebiete um Neuruppin-Rheinsberg, Königs Wusterhausen und Potsdam-Werder sowie das Burgenland im Hohen Fläming bei Belzig waren beliebte Erholungsgebiete
Bezirksstadt Potsdam
Lage: -Stadtkreis und Kreisstadt in landschaftlich schöner Lage an der schiffbaren Havel (mit waldumschlossenen Seen), südwestlich von Berlin
-ökonomisches, administratives und kulturelles Zentrum von Potsdam
-Stadt der wissenschaftlichen Forschung und Lehre, der Kunst und Literatur sowie der Industrie und des Tourismus
Bevölkerung: -im Jahr 1974 115.468 Einwohner
Wirtschaft:
-Industrie, besonders im Stadtteil Babelsberg: Karl-Marx-Werk (luft-und kältetechnische Anlagen), RAW, VEB Deutsche Schallplatten, dentaltechnische, chemisch-pharmazeutische, Textil-,
Eletrogeräte-, holzverarbeitende, Mühlen-, Konserven-, Getränke-, Glas-, Baumaterialienindustrie, Schloßfabrik
Verkehr: -Eisenbahnknotenpunkt (Hauptbahnhof am Berliner Außenring), Binnenhafen an der Havel
Kultur:
-Lehre und Forschung: Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften der DDR, Pädagogische Hochschule “Karl-Liebknecht”, Hochschule für Film und Fernsehen, Ingenieurschule für Filmtechnik,
Fachschulen; Institut für Ernährungsforschung, Institut für Getreideverarbeitung, Geodätisches Institut, Astrophysikalisches Observatorium und Sternwarte (Einsteinturm), Hauptwetterdienststelle;
Bibliotheken, Archive (u.a. Zentralarchiv der DDR)
-Museen (u.a. Armeemuseum), DEFA-Filmatelies Babelsberg, Hans-Otto-Theater, Kulturhaus “Hans Marchwitza”, Parkfestspiele Sanssouci; Sportstadien, Schwimmhalle, Wassersport auf der Havel, Planetarium
Städtebau:
-Neugestaltung des Stadtzentrums (Wohnungsbau, Interhotel Potsdam, neue Havelbrücke, Stadthalle, Bibliothek u.a.) bei Wiederaufbau wertvoller
historischer Bauwerke; umfangreicher Wohnungsneubau auch in Richtung Rehbrücke (Waldstadt) und Babelsberg
-Innenstadt mit Bauten des Barocks und Klassizismus durch amerikanischen Luftangriff am 14.4.1945 weitgehend zerstört (u.a. Stadtschloß, 17./ 18.
Jh.; Garnisonkirche, 1731/ 35); erhalten blieben u.a. Französische Kirche (1762 von G.W. von Knobelsdorff), Brandenburger Tor (1770), neugotisches
Nauener Tor (1755), Teile des Holländischen Viertels (Mitte des 18. Jh.), Einsteinturm (1920/ 21 von E. Mendelsohn)
(wiederhergestellte) historische Bauten:
-Nikolaikirche (1831/ 48, F. Gilly und F. Schinkel), Altes Rathaus (1753, J. Boumann) und Knobelsdorffhaus als Kulturhaus, historische Straßenzüge (z.B. Wilhelm-Staab-Straße)
-am Westrand der Innenstadt Schloß und Park Sanssouci, im Norden und Osten der Stadt Marmorpalais (1787 bis nach 1790, K. von Gontard und
C. G. Langhans), Schlösser Cecilienhof (1913/ 17; Tagungsort der Potsdamer Konferenz von 1945; Gedenkstätte) im Neuen Garten und Babelsberg (neugotisch, 1. Hälfte 19. Jh.)1
Fußnoten:
1Meyers Neues Lexikon, 2., völlig neu erarb. Aufl. in 18 Bänden, Bd. 11, Leipzig 1975, S. 122-124, sv. “Potsdam”.
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