Bezirk Halle
Lage: -im mittleren Teil der DDR, grenzt im Norden an die Bezirke Magdeburg und Potsdam, im Osten an die Bezirke Cottbus und Leipzig, im Süden an die Bezirke Gera und Erfurt, im Westen an den Bezirk Erfurt -Anteile am Ostharz (Unterharz, bis 600 m über dem Meer), am Harzvorland und am Nördlichen Tiefland der DDR (Teile der Magdeburger Börde, der Halle-Leipziger Tieflandsbucht und des Flämings) -größere Flüsse: Elbe, Saale, Unstrut, mit Helme, Weiße Elster, Mulde
Wirtschaft: -führender Industriebezirk der DDR mit intensiver Landwirtschaft -vor allem chemische Industrie, Energiewirtschaft, Maschinenbau, Metallurige, Kali- und Baumaterialienindustrie -mehr als die Hälfte der Industrie war in den zum Ballungsgebiet Halle-Leipzig gehörenden Kreisen des Bezirkes (Raum Dessau-Bitterfeld-Halle-Merseburg-Zeitz) konzentriert -charakteristisch waren die Großbetriebe der chemischen Industrie in Bitterfeld-Wolfen (Chemisches Kombinat Bitterfeld, ORWO Filmfabrik und Farbenfabrik Wolfen), um Halle-Merseburg (Leuna-, Bunawerke, Mineralölwerk Lützkendorf), um Wittenberg-Coswig (Stickstoffwerk Piesteritz, Gummiwerk Elbe, Chemiekombinat Coswig), in Zeitz (Erdölverarbeitungswerk Zeitz) und Bernburg (Sodawerke) -neben dem traditionellen Braunkohlen- und Salzbergbau war insbesondere importiertes (sowjetisches) Erdöl Grundlage der chemischen Industrie (Pipeline Schwedt-Leuna) -Kupferschieferbergbau in der Sangerhäuser Mulde, Verhüttung in Hettstedt und Eisleben; Eisenhüttenwerk Thale (Stahl- und Walzwerk, Behälterbau); Maschinen- und Fahrzeugbau in Halle (Waggons, Chemieanlagen, Werkzeugmaschinen u.a.), Dessau (Kühlzüge, Zementanlagen, Ausrüstungen für Bergbau und Schiffbau u.a.), Köthen (Bergbauausrüstungen), Zeitz (Schwermaschinenbau), Roßlau (Schiffbau), Bitterfeld (Rohrleitungsbau); bedeutende Baustoff- und Lebensmittelindustire
-65,8% der Fläche landwirtschaftlich genutzt, davon 83% Ackerland und nur 10,5% Dauergrünland; vom Ackerland
49,5% Getreideflächen (davon 39% Weizen- und 38% Gerstenflächen) und 24,3% Hackfruchtflächen (Kartoffeln, Zuckerrüben); bedeutender Obst- und Gemüseanbau (Saatzucht in Quedlinburg, Aschersleben u.a.); Weinbau bei
Freyburg (Unstruttal); intesive Rinder-, Schweine- und Schafhaltung -Wald auf 19% der Fläche: Harz, Dübener Heide, Fläming
Verkehr: -wichtige Haupteisenbahnlinien, teilweise elektrifiziert, durchqueren den Bezirk: Magdeburg-Halle-Leipzig, Berlin-Halle-Erfurt (bzw. Jena), Magdeburg-Sangerhausen-Erfurt, Wittenberg-Halle-Nordhausen; Autobahn Berlin-Dessau-Weißenfels-Hermsdorf; Binnenschiffahrt auf Elbe (Häfen Wittenberg, Dessau) und Saale (Hafen Halle) -Erholungswesen: umfangreiche Rekultivierungsmaßnahmen in den Braunkohlengebieten (Geiseltal, Kreis Aschersleben) dienen der Rückgewinnung landwirtschaftlicher Nutzflächen, der Verbesserung der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse und der Gewinnung von Naherholungsgebieten; Ausbau des Erholungwesens im Harz und seinem Vorland
BEZIRKSSTADT HALLE
Lage: -100 m über dem Meer, an der schiffbaren Saale am Nordwestrand der fruchtbaren, braunkohlen- und salzreichen Halle-Leipziger Tieflandsbucht
-Industrie-, Verkehrs-, Handels-, Kultur- und Verwaltungszentrum im industriellen Ballungsgebiet Halle-Leipzig
Wirtschaft: -die Industrie von Halle stand in engen Beziehungen zur Wirtschaft des Umlandes
(Großchemie, intenisve Landwirtschaft, Bergbau) -vielseitiger Maschinenbau (Chemieanlagen, Pumpen, Schiffskühlanlagen, Dampfkessel, Werkzeug-, Nahrungsmittelmaschinen), Waggon- (Halle-Ammendorf; Reisezugwagen),
Metalleichtbau, elektrotechnische, chemische, umfangreiche Lebensmittel- (Salz, Zucker-, Süß-, Fleischwaren, Bier), Baustoff- (Zement, Ziegel), Mischfutter- und Leichtindustrie
Verkehr: -bedeutender Verkehrsknotenpunkt in der DDR, neben Leipzig Zentralknotenpunkt im
Eisenbahnverkehr im Süden der DDR: Bahnstrecken Magdeburg-Halle-Leipzig (elektrifiziert), Berlin-Halle-Erfurt (teilelektrifiziert), Berlin-Halle-Jena-Saalfeld, Leizig-Halle-Nordhausen, Schnellbahn (vom Hauptbahnhof
nach Halle-Trotha), Nord-Süd-Stadtautobahn (zwischen Thälmannplatz und Halle-Trotha); Hafen Halle-Trotha; Hochstraße über den Thälmannplatz und im im Stadtzentrum, Hochstraße Halle-Halle-Neustadt in Richtung Ost-West
Kultur: -Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Hochschule für industrielle Formgestaltung (Burg Giebichenstein), Zentralinstitut für Schweißtechnik, pädagogisches Institut,
Bezirksmusikschule (Konservatorium), Fachschulen, Universitäts- und Landesbibliothek, Bibliothek der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Deutsche Akademie der
Naturforscher (Leopoldina) von 1652, Franckesche Stiftungen; Landestheater, Theater Junge Garde, Puppentheater, Staatliches Sinfonieorchester, Händelfestspiele;
Laternenfest, Volkspark, zoologischer und botanischer Garten; Museen (Archäologisches Museum Robertinum, Landesmuseum für Vorgeschichte, Staatliche Galerie
Moritzburg, Händel-Haus, Heimat-, Geiseltal-, Halloren- und Salinenmuseum) Erholung und Sport:
-Halle erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung, bedingt durch Braunkohlengruben im Osten und verzweigten Saalelauf in breiter Aue (Parkanlagen) im Westen,
Naherholungszentrum (“Kulturpark Saaleaue”, Dölauer Heide, Kurpark Wittekind) -Sportanlagen (Kurt-Wabbel-Stadion, Sporttzentrum Rober-Koch-Straße, Eissporthalle)
Wohnungsbau: Neubau von Wohnkomplexen in Halle-Süd, Halle-Nord; sozialistische Rekonstruktion des Stadtzentrums (Thälmannplatz, Schülershof am Markt)
historische Bauten: Mittelpunkt der historischen Altstadt ist der Marktplatz mit dem Roten Turm (15. Jahrhundert, mit Rolandstatue), der Marktkirche (seit 1529 unter
Verwendung der Türme zweier älterer Kirchen als dreischiffige Hallenkirche mit reichem spätgotischem Gewölbe neu erbaut) und dem Händeldenkmal (1859)
-weitere Baudenkmäler sind der Dom (1523/ 26; Pfeilerstatuen aus der Schule H. Backofens), die Moritzkirche (1388-16. Jahrhundert; mit Plastiken des Konrad von Einbeck),
romanische Laurentiuskirche (1140), gotische Ulrichskirche, Stadtgottesacker (16. Jahrhundert), Hauptgebäude der Universität (1834)
-an der Saale befinden sich die Moritzburg (1484-1509); z.T. als Staatliche Galerie genutzt) und Burg Giebichenstein (auf Porphyrfelsen 40 m über dem rechten Saaleufer;
Hochschule für industrielle Formgestaltung)
-Werke neuer Monumentalkunst sind das Fahnenmonument (G. Fliegel), das Wandbild am Verlagsgebäude der “Freiheit” (W. Neubert), am Thälmannplatz das Denkmal der
revolutionären Arbeiterklasse (G. Lichenfeld u.a.) und das Wandbild am Gebäude des VEB Energieversorgung “Die Eroberung der Sonne” (J. Renau)1
|
Fußnoten:
1Meyers Neues Lexikon, 2., völlig neu erarb. Aufl. in 18 Bänden, Bd. 6, Leipzig 1973, S. 82-85, sv. “Halle”.
|