|
|
|
|
HINWEIS: Die nachfolgenden Texte und Abbildungen sind folgender DDR-Broschüre entnommen: Horandt, A./ Horn, G., Sie ehrten Lenin, indem sie Häuser bauten. Vom Werden und Wachsen des Leninplatzes, hg. v. Bezirksvorstand der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische
Freundschaft in der Hauptstadt der DDR, Berlin 1970. Der Inhalt dieser Propagandaschrift versteht sich als Würdigung des neu erbauten Leninplatzes und
des darauf errichteten Lenindenkmals. Mit dem Bau des Leninplatzes und den damit neu errichteten Wohnhäusern wurde der (zu DDR-Zeiten stets unzureichende) Wohnungsbau der DDR gefeiert. Das
Lenindenkmal galt als Symbol für die “Deutsch-sowjetische Freundschaft” und den kommunistischen Kurs der Regierung. Der Platz ist nach der Wende in “Platz der Vereinten
Nationen” umbenannt worden, das Lenindenkmal wurde entfernt.
|
|
|
|
|
|
GRUNDSTEINLEGUNG AM 51. JAHRESTAG DES ROTEN OKTOBER Donnerstag, am 17. November 1968, kurz vor 15 Uhr. Trotz naßkalter
Witterung drängen sich auf dem weiten Gelände am Kreuzungspunkt der Nord- und der Osttangente am traditionsreichen Friedrichshain über zehntausend Bauarbeiter und Berliner Bürger. Sie wollen dabeisein, wenn an
diesem 51. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution durch den Ersten Sekretär des ZK und Vorsitzenden des Staatsrates, Genossen
Walter Ulbricht, ein neuer Abschnitt beim Aufbau und der Gestaltung des Zentrums der Hauptstadt der DDR eingeleitet wird: die Grundsteinlegung für den neuen Leninplatz. Beifall brandet auf, Hochrufe auf
unsere Partei- und Staatsführung, deren Repräsentanten in diesem Augenblick die Ehrentribüne vor der gewaltigen Baugrube für das künftige Hochhaus am Leninplatz betreten. Mit Genossen Walter Ulbricht sind die
Mitglieder des Politbüros Erich Honecker, Kurt Hager, Günter Mittag, Albert Norden und Paul Verner gekommen. Unter den vielen Gästen sieht man den Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschafter der UdSSR in der
DDR, P. A. Abrassimow, und Professor Nikolai Tomski, Präsident der Akademie der Künste der Sowjetunion, der das Lenindenkmal für die Hauptstadt der DDR gestalten wird.
Nach der Begrüßung durch den Oberbürgermeister Herbert Fechner nimmt Genosse Walter Ulbricht das Wort, und nach seiner mit stürmischem Beifall aufgenommenen Rede ist der
entscheidende Augenblick gekommen. Mit den drei traditionellen Hammerschlägen wird durch Walter Ulbricht der Grundstein für den repräsentativen Leninplatz gelegt. Eine
Kassette im Fundament des künftigen 25stückigen Hochhauses umschließt eine von Walter Ulbricht signierte Urkunde und andere Dokumente dieses denkwürdigen Tages. Sektgläser
erklingen, ein Druck auf den Knopf, Lichtsignale am Schaltpult, schwere Baufahrzeuge fahren heran, die Betonmischer drehen sich. Und während Genosse die
Wettbewerbsverpflichtungen der Berliner Bauschaffenden zum 20. Jahrestag der Republik entgegennnimmt, das alte Arbeiterkampflied “Brüder zur Sonne, zur Freiheit...” erklingt,
fließt der erste Beton durch die Rohrleitungen. Der Grundstein für den neuen Berliner Leninplatz ist gelegt.
|
|
|
|
DER LENINPLATZ Entsprechend dem Beschluß des Politbüros vom 31. Januar 1967 wurde für den Leninplatz
ein Wettbewerb ausgeschrieben, an dem sich Kollektive der Deutschen Bauakademie, des Bezirksbauamtes, der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar, des damaligen VEB Berlin-Projekt und des
Wohnungsbaukombinates Berlin beteiligten. Aus diesem Wettbewerb stammt die Grundidee für den Platz. Von der Idee bis zur Grundsteinlegung vergingen knapp zwei Jahre. Das war eine beachtlich kurze Zeit, bedenkt man,
daß im Wohnungsbaukombinat ehedem drei bis fünf Jahre Vorbereitungszeit allein für zehngeschossige Wohnbauten benötigt wurden. Es wurde eine völlig neue Variante gefunden, die es gestattete, auch das ring- und
s-förmige Wohnhaus in Montagebauweise zu errichten. Mit dem Leninplatz wurde bewiesen: Typenbau und vielfältige architektonische Formen lassen sich unbedingt miteinander vereinigen.
Rund 1250 Wohnungen entstehen in diesem neuen Wohnviertel. Der Leninplatz gehört zu den attraktivsten Anziehungspunkten der Hauptstadt. Bis Jahresende
1970 wird das Erdgeschoß der Hochhausgruppe durch einen eleganten Flachkörper erweitert. Dort befinden sich ein Souveniergeschäft, ein Selbstbedienungspostamt, eine Gaststätte, ein Espresso und ein Blumenladen.
Auf der Südseite des Platzes wird eine der größten und modernsten Kaufhallen der Hauptstadt, enenfalls ein plastisch gegliederter Flachbau, stehen.
Eine breite Freitreppe soll vom Platz zum Friedrichshain hinaufführen. Dort oben wird später ein modernes Café errichtet, von dem sich ein schöner Blick
auf das neue Zentrum bietet. Es ist also an die Einwohner wie auch an die zahlreichen Gäste der Hauptstadt gedacht worden.
Über den Leninplatz strömt der gesamte Verkehr aus dem nordöstlichen Berlin. Der Platz stellt gewissermaßen ein Tor zum Zentrum dar.
Er bildet sowohl einen integrierenden Bestandteil des Stadtzentrums als auch einen neuen Höhepunkt in der Stadtkomposition. Die städtebaulichen und künstlerischen Ausdrucksmittel stehen miteinander in sinnvoller
Beziehung. Sie prägen die Einmaligkeit, das unverwechselbare Antlitz des Platzes.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
SYMBOL DES BANNERTRÄGERS Prof. Nikolai Tomski, Präsident der Akademie der Künste, über das Lenindenkmal: Lenins Hinweise für die Künstler sind zu allererst sehr humanistische Gedanken. Lenin stellte den Bildhauern die Aufgabe, mit ihrer Kunst auf die Straßen und Plätze zu gehen. Er war der
Auffassung, daß die Errichtung von Denkmälern hervorragender Persönlichkeiten große erzieherische Wirkung ausüben wird. Ich arbeite schon recht lange an Leninfiguren. Bisher habe ich gewisse Seiten seiner Tätigkeit
dargestellt: Lenin als Redner, als Führer der Arbeiterklasse, als Revolutionär.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Für das Berliner Denkmal stellt ich mir die Aufgabe, Lenins
Ideen über den Aufbau der Gesellschaftsordnung des Glücks und der Schönheit für die Menschen - -die Leninsche Idee des Sozialismus - so mit seiner Erscheinung zu verbinden, daß das Denkmal einerseits zwar eine
Porträtierung,a ber gleichzeitig nicht nur die Figur eines einzelnen Menschen, sondern ein Symbol für die Tat vieler Menschen darstellt. Deshalb schuf ich Lenin als den Bannerträger, als die Fahne des Sozialismus.
|
|
|
|
|
|
|
|
Selbstverständlich ist Monumentalität nicht allein in großen Abmessungen zu verstehen. Monumental ist ein Werk dann, wenn es eine große Idee verkörpert.
Wobei künstlerische Formen gefunden werden müssen, die in der Lage sind, diese großen Ideen auszudrücken.
Es geht uns nicht nur um Verschönerung oder Unterhaltung, die Kunst ist vielmehr berufen, die besten Saiten des Menschen zum Klingen
zu bringen.
|
|
|
|
DENKWÜRDIGE STUNDEN EINES DENKÜRDIGEN TAGES Notizen von der Einweihung des Leninplatzes
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Seit Monaten der sonnigste Sonntagmorgen ist dieser 19. April 1970. Über zweihunderttausend Berliner ziehen zum Leninplatz. Sie ehren
am Vorabend des 100. Geburtstages den großen Revolutionär, den Führer der internationalen Arbeiterklasse, den Begründer des Sowjetstaates mit einer machtvollen Kundgebung. Der Friedrichshain zeigt erstes
Frühlingsgrün. Festlich der Platz. Mit mächtigen Bannern der Arbeiterklasse, des Sowjetstaates und unserer Republik ist die steilaufragende, markante Hochhausgruppe geschmückt. Unter der weißen Hülle des
Lenindenkmals zeichnen sich die Konturen des eindrucksvollen Monuments ab. Aus der Lichtenberger Straße, der Mollstraße, vom Strausberger Platz kommen die Berliner zur Einweihung. Arbeiterlieder erklingen. An der
Spitze des Zuges die Berliner Bauleute. In ihrem Fahnenblock führen sie jenes Leninbanner mit, das die Helden der Arbeit Semjon Tkatschow aus Leningrad und Herbert Kohlmann, Brigadier des Berliner
Wohnungsbaukombinates, gemeinsam hißten, als die letzte Platte auf der Hochhausgruppe im Oktober 1969 montiert wurde.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Auf einem Transparent versichern die Zentrumserbauer “Unser Herz und unsere Tat gehören unserem sozialistischen Friedensstaat, der unverbrüchlichen
deutsch-sowjetischen Freundschaft.”
Unübersehbar und unüberhörbar - die Jugend mit ihren blauen Fahnen und frischen Liedern. Fanfarenzüge und Gitarrenklänge der
Singegruppe: “Und das war im Oktober, als das so war...”
|
|
|
|
|
|
|
Fahnenschwenken, Tücherwinken, Hochrufe, stürmischer Beifall, als die Genossen des Politbüros, des Staatsrates und des Ministerrates
mit Walter Ulbricht an der Spitze die Ehrentribüne neben dem Denkmal betreten. Herzlich winkend erwidert Walter Ulbricht den Willkommensgruß der Berliner. Besonders herzlich empfangen die Hunderttausende die
sowjetischen Gäste, unter ihnen den sowjetischen Botschafter P.A. Abrassimow und den Schöpfer des Leninmonuments, den Präsidenten der Akademie der Künste der Sowjetunion Prof. Nikolai Tomski, als Oberbürgermeister
Herbert Fechner die Ehrengäste begrüßt und die Großkundgebung eröffnet.
|
|
|
|
Trümmerfrauen waren es, die hier als erste Hand anlegten für das neu entstehende sozialistische Berlin. Eine von ihnen, Frau Helene
Seelke aus der Immanuelkirchstraße, erinnert sich gerade an diesem Tag: “Hier haben wir angefangen, mit Hacke und Schaufel aufzuräumen. Mancher von uns glaubte nicht, daß in dieser Trümmerwüste in den nächsten
50 jahren überhaupt noch Leben möglich ist. Damals machte uns die Partei immer wieder Mut. Hier in der Nähe standen Walter Ulbricht und viele andere Genossen der Parteiführuung in einer Kette mit uns Trümmerfrauen,
als wir die Steine von Hand zu Hand weiterreichten.”
|
|
|
|
Wie für die ehemalige Trümmerfrau, so auch für die zweihunderttausend ist der Leninplatz Symbol dafür, zu welchen Leistungen die Arbeiterklasse fähig
ist, wenn sie im Geiste Lenins, geführt von einer marxistisch-leninistischen Partei, handelt.
Ovationen branden auf, als Walter Ulbricht das Denkmal Lenins enthüllt. Feierlich erklingt die Internationale. Eine der beeindruckendsten Kundgebungen
der Berliner Werktätigen ist beendet. Doch noch lange danach ziehen die Berliner am Leninmonument vorbei. Pioniere legen Blumen nieder.
Die Mitglieder der Partei- und Staatsführung unternehmen einen Rundgang um das Lenindenkmal. Genosse Walter Ulbricht schüttelt Prof. Tomski die Hand:
“Sie haben ein großartiges Denkmal geschaffen.”
Die Genossen Willi Stoph und Erich Honecker werten das Monument des Begründers des Sowjetstaates als eine außerordentliche
künstlerische Leistung und danken dem bekannten Bildhauer. “Es ist ein großes Denkmal”, sagt Genosse Kurt Hager, “und Ihr Herzklopfen vor der Enthüllung, Genosse Tomski, war eigentlich
umsonst!” - “Man sollte auch nicht vergessen, in welch kurzer Zeit dieses meisterhafte Werk geschaffen wurde”, bemerkt Genosse Paul Verner. Das Relief auf der der Hochhausgruppe zugewandten Seite
des Denkmals - es symbolisiert die unerschütterliche deutsch-sowjetische Freundschaft- - findet ebenfalls die Wertschätzung der Mitglieder und Kandidaten des Politbüros.
|
|
|
|
|
Dann geht Genosse Walter Ulbricht zu den Bauarbeitern. Ein herzliches “Auf Wiedersehen!” ruft er ihnen zu. Hände werden
geschüttelt, Gespräche geführt. Ein Bild des Vertrauens.
Immer und immer wieder klingt Beifall auf, werden Fähnchen geschwenkt, erschallen Hochrufe. Eine Manifestation der
unerschütterlichen Einheit von Partei und Volk in unserem Staat der Arbeiter und Bauern. Bewegender und beeindruckender Gleichkang der Herzen und Gefühle, der sein festes Fundament hat in der
unbesiegbaren Lehre von Marx, Engels und Lenin, in der deutsch-sowjetischen Freundschaft.
|
|
|