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Begriffsklärung “Sozialistischer Realismus”

Laut Definition wurde der Sozialistische Realismus so definiert, dass er sich vom Kritischen Realismus unterschied, der die Realität der bürgerlichen Gesellschaft lediglich in Frage stellte, ohne Ursachen und positive Alternativen aufzuzeigen.

Darüber hinaus unterschied sich der Sozialistische Realismus auch vom Naturalismus, der lediglich Dinge lediglich “oberflächlich” wiedergebe.

Der Sozialistischer Realismus sollte hingegen das Historisch-Fortschrittliche einer Gesellschaft darstellen.
Definition des 1. Kongresses der Schriftsteller der UdSSR 1934: Der Sozialistische Realismus verlangt “vom Künstler eine wahrheitsgetreue, konkret-historische Darstellung der Wirklichkeit in ihrer revolutionären Entwicklung”.

 

Kunstpolitik im Sozialismus

Die Kunst war somit nicht frei, sondern wurde in den Dienst der staatlichen Ideologie gestellt. Sie sollte das Sozialistisch-Typische einer Gesellschaft widerspiegeln. Ihre Aufgabe war es,  die Menschen ideologisch zu festigen und zu motivieren.

Deshalb wurden Kunstaufträge vergeben zur gezielten Gestaltung von Hausfassaden (Wandbilder) und zur Errichtung von Denkmälern zum Gedenken an die Opfer des Faschismus, und der ideologischen Führer.
Zu nennen sind u.a:
-Fritz Cremer: Ehrenmal im Konzentrationslager Buchenwald [1956-58]
-Plastiken von Arbeiterführern:
-in Berlin: z.B. Karl Marx, Friedrich Engels, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg
-in Bautzen, Buchenwald: Ernst Thälmann

Häufige Motive waren der Arbeiter und der Bauer. Die Arbeiterklasse (und neben ihr die Bauern) bildete die zahlenmäßig stärkste Gesellschaftsgruppe. Laut Verfassung galt sie zudem als die machtausübende Klasse der sozialistischen Gesellschaftsordnung (die jedoch angeblich der Führung durch die Partei bedurfte).

Um die Masse der Bevölkerung noch stärker zu erreichen, wurde der künstlerisch tätige Arbeiter propagiert. Es wurde die Laienkunst gefördert, beispielsweise in Wettbewerben  der  sogenannten “Arbeiterfestspiele”.

 

1950er Jahre:

Walter Ulbricht forderte auf der I. Kulturkonferenz 1948 eine “reale, wirklichkeitsnahe und volksverbundene Kunst”, die sich ausdrücklich gegen Krieg und Nationalsozialismus (DDR-Vokabular: “Faschismus”) wendet.
Vorbilder waren z.B. Ernst Barlach und Käthe Kollwitz.

Künstler wie Horst Strempel, Arno Mohr, René Graetz gestalteten nach u.a. sowjetischen Bildern der 1920er Jahre Gebäude (Bahnhöfe in Berlin, Dresden) mit Figuren und Bilderfolgen als Vision einer neuen sozialistischen Gesellschaft (noch gesamtdeutsch).
Die Bilder wurden allerdings wegen ihrer antinaturalistischen und holzschnitthaft strengen Stilisierung in den 1950er Jahren übertüncht, die als westlich-dekadent empfunden wurde.

Auf dem 2. Kongreß des VBK 1952 wurde die sowjetische Kunst zum Vorbild zukünftigen Schaffens erhoben.

Auf dem V. Parteitag 1958 erklärte man die Schaffung eines sozialistischen Menschenbildes zum Ziel der Kunsttätigkeit.

Der 4. Kongreß des VBK 1959 definierte die neue Darstellungsweise.
Der Arbeiter sollte lebensnah in seinem Arbeitsumfeld dargestellt werden, aber auch “typische” Züge des “neuen” Menschen aufweisen.

 

1960er Jahre:

Auf dem 5. Kongreß des VBK 1964 stellte man   Schwierigkeiten bei der Erschaffung der neuen Gesellschaft fest. (Konflikte zwischen der individuellen und der gesellschaftlichen Ebene)

Die Bevölkerung sollte aus diesem Grund stärker als bisher  motiviert, das Vertrauen in Wissenschaft und Fortschritt  gestärkt werden.  Aus diesem Vorhaben entstand auf dem VII. Parteitag der SED 1967 die Idee, den sozialistischen “Planer und Leiter”  zum Motiv der Kunst zu machen.

Willi Neubert: Neuererdiskussion, 1969, Öl, 190x230 cm, farbig

Außerdem wurde der allseitig gebildete, ideale Mensch propagiert, der die gesellschaftlichen und arbeitstechnischen Prozesse erkennt und so bewußt benutzen kann, um sich selbst zu verwirklichen. Diese Thematik findet sich beispielsweise in Werken von Willi Sitte und Werner Tübke.

Willi Sitte: Chemiearbeiter am Schaltpult, farbig

Wie groß die Kluft zwischen politisch “korrekter”, seitens der Regierung angeordneter Kunst und dem politischen sowie ästhetischen Empfinden der Bevölkerung sein konnte, bezeugt ein Spruch, der im Volksmund entstand: “Lieber vom Leben gezeichnet, als von Sitte gemalt.”

Ende der 1960er Jahre ließ man von der  Schaffung von Monumentalwerken ab und strebte eine Verschmelzung der Künste an, insbesondere von Architektur, Bildender und Angewandter Kunst.

 

1970er Jahre:

Auf dieser Vorstellung basierend, entstand in den Jahren  1973-76 der “Palast der Republik” in Berlin  (großformatige Gemälde im Innern).

Palast der Republik

 

In den 1970er Jahren liberalisierte sich das Kunstschaffen teilweise. Dies ermöglichte eine größere Vielfalt.

1980er Jahre:

Diese Entwicklung hielt bis zur Wende im Jahr 1989 an. Die Kunst thematisierte nun auch gesellschaftliche Probleme, konnte sich jedoch nicht  völlig von der politischen Bevormundung emanzipieren.

 

Einige Künstler

Bergander, Rudolf

Heisig, Bernhard

Hunzinger, Ingeborg

Nagel, Otto

Sitte, Willi

Tübke, Werner

Womacka, Walter

 

verwendete Literatur:

  • Artikel: Arbeiterklasse/ Ästhetik/ Bildende Kunst/ Nationale Mahn- und Gedenkstätten/ Staatslehre, in: Enzyklopädie der DDR. Personen, Institutionen und Strukturen in Politik, Wirtschaft, Justiz, Wissenschaft und Kultur. Mit zahlreichen Statistiken, Strukturplänen, Graphiken und Karten (Digitale Bibliothek; Bd.32), Berlin 2000.
  • Abbildungen sind der DDR-Literatur entnommen, exakte Angaben folgen