|
ANMERKUNG: Nachfolgend erhalten Sie Kurzinformationen zu einigen Spielfilmen. Die neu eingerichtete Rubrik wird demnächst erweitert.
Die Legende von Paul und Paula Der geteilte Himmel Spur der Steine Eine Berliner Romanze Der Teufelskreis Nackt unter Wölfen Moritz in der Litfaßsäule Mein Vater Alfons Solo Sunny Meine Stunde Null Das Kaninchen bin ich Ernst Thälmann - Führer seiner Klasse
Die Legende von Paul und Paula
Produktion: DEFA-Studio für Spielfime, 1973, Gruppe “Berlin” Spieldauer: 106 Minuten Format: 35 mm, Farbe Regie: Heiner Carow
Drehbuch: Ulrich Plenzdorf/ Heiner Carow Dramaturgie: Anne Pfeuffer Kamera: Jürgen Brauer Musik: Peter Gotthardt Szenenbild: Harry Leupold Kostüme:
Barbara Braumann Schnitt: Evelyn Carow Produktionsleitung: Erich Albrecht
Darsteller: Angelica Domröse (Paula), Winfried Glatzeder (Paul), Heidemarie Wenzel (die Schöne), Fred Delmare (Reifen-Saft), Dietmar Richter-Reinick (der
Kumpel), Frank Schenk (Kollege Schmidt)
Handlung: Paul ist unglücklich mit einer hübschen, aber untreuen Frau verheiratet. Paula lebt mit einem Mann in “wilder Ehe” und hat zwei Kinder. Da auch
ihr Partner untreu ist, überlegt sie, sich von ihm zu trennen und eine Beziehung mit dem wesentlich älteren, aber zuverlässigen Reifenhändler Saft aufzubauen.
In einer Bar begegnen sich Paul und Paula. Sie verlieben sich, doch Paul kann sich nicht für sie entscheiden. Pauls Unentschlossenheit verletzt Paula, und
als zudem ihr Kind tödlich verunglückt, beendet sie die Beziehung. Paul erkennt nun seine starken Gefühle für Paula und kämpft um sie. Schließlich werden
sie ein Paar und ihre Liebe wird in ihrem Wohnviertel zur Legende. Letztendlich erwartet Paula ein Kind von Paul. Das Glück scheint vollkommen, währt aber nur kurz: Paula stirbt bei der Geburt des Kindes.
Spur der Steine
Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme, 1966, Gruppe “Heinrich Greif” Spieldauer: 138 Minuten Format: 35 mm - s/w Regie: Frank Beyer
Drehbuch: Karl-Georg Egel Literarische Vorlage: nach Motiven des Romans “Spur der Steine von Erick Neutsch Dramaturgie: Günter Mehnert/ Werner Beck Kamera: Günter Marczinkowski
Musik: Wolfram Heicking, Kunze Szenenbild: Harald Horn Kostüme: Elli-Charlotte Löffler/ Günter Pohl Schnitt: Hildegard Conrad-Nöller Produktionsleitung:
Dieter Dormeier
Darsteller: Manfred Krug (Hannes Balla), Krystyna Stypulkowska (Kati Klee), Eberhard Esche (Werner Horrath), Johannes Wieke (Hermann Jansen), Walter
Richter-Reinick (Richard Trutmann), Walter Jupé (Hesselbart)
Handlung: Schauplatz des Geschehens ist die Großbaustelle Schkona. Auf ihr genießt der Brigadier Hannes Balla großes Ansehen, da er sich für gute
Bezahlung und Prämien seiner Mitarbeiter einsetzt. Als der Parteisekretär Werner Horrath und die Technologin Kati Klee, beide starke Charaktere, ebenfalls
auf der Baustelle arbeiten sollen, entspinnt sich eine Dreiecksgeschichte um Balla, Werner und Kati. Kati gelingt es, Zugang zu Ballas Gefühlen und seinem
bisher hinter einer derben Fassade verborgenen Ich zu finden. Balla verliebt sich daraufhin in Kati. Auch Werner fühlt große Zuneigung zu ihr, obwohl er in
Rostock Frau und Kind hat. Haben diese Tatsachen zunächst positiven Einfluß auf die Arbeit, kippt die Stimmung schließlich ins Gegenteil.
Der geteilte Himmel
Produktion: DEFA-Filmstudio Spielfilme, 1964 Spieldauer: 110 Minuten Format: Cinemascope, s/w Regie: Konrad Wolf Drehbuch:
Christa und Gerhard Wolf; Willi Barthel Literarische Vorlage: “Der geteilte Himmel” von Christa Wolf Kamera: Werner Bergmann Musik: Hans-Dieter Hosalla Szenenbild:
Alfred Hirschmeier
Darsteller: Renate Blume, Eberhard Esche, Hans Harrdt-Hardtloff, Hilmar Thate, Günter Grabbert u.a.
Handlung: Die Geschichte erzählt die Liebe zwischen der Studentin Rita und dem Chemiker Manfred. Während ihres Studiums wird Rita zur überzeugten
Kommunistin. In Manfred reift hingegen aufgrund beruflicher Schwierigkeiten und seiner Ablehnung gegenüber dem neuen System die Idee, nach
Westdeutschland überzusiedeln. Nach einer Weile der Unentschlossenheit setzt er sein Vorhaben um und Rita bleibt allein zurück. Sie muß nun mit den
Vorwürfen ihrer Kommilitonen umgehen und lernt selbstbewußt ihren Weg zu gehen.
Eine Berliner Romanze
Buch: Wolfgang Kohlhaas
(Nationalpreisträger) Regie: Gerhard Klein (Nationalpreisträger) Produktionsleitung: Dr. Hans-Joachim Schoeppe Kamera: Wolf Göthe Bauten: Karl Schneider Ausführung:
Alfred Drodsdeck Musik: Günter Klück Kostüme: Inge Wilfert Aufnahmeleitung: Lothar Klunter, Paul Schimanski, Horst Schmidt Ton: Hubert Kübler Schnitt:
Ursula Kahlbaum Masken: Erna Hallas, Bernhard Kalisch, Gerhard Zeising Regie-Assistent: Gerhard Jentsch Kamera-Assistent: Günter Haubold Standfotograf: Waltraud Pathenheimer
Darsteller: Annekatrin Bürger (Uschi), Ulrich Thein (Hans), Uwe-Jens Pape (Lord), Erika Dunkelmann (Uschis
Mutter), Erich Franz (Uschis Vater), Marga Legal (Hans’ Mutter), Horst Kube (Max), Karl Weber (Bauunternehmer), Hartmut Reck (Harald), Hermann Wagemann (Polier), Eckart Friedrichson (Moses)
Handlung: “Modenschau in einem großen Berliner HO-Bekleidungshaus. Lehrlinge des Betriebes kommen über den Laufsteg und führen Modelle vor. die
Mädchen haben Lampenfieber. Sie sind befangen und verfügen nicht über die Sicherheit berufsmäßiger Mannequins. So ergeht es auch Uschi, die dessen
ungeachtet den meisten Beifall bekommt. Uschi ist sechzehn Jahre alt, kaum dem Kindesalter entwachsen, ein Mädchen, das in den Tag hineinträumt und
noch nicht recht um seine Wege weiß. Ein unfertiger junger Mensch. Aber Uschi ist hübsch und darum ein wenig eitel. Mitunter schlendert sie hinüber in den
westlichen Teil der Stadt, ohne festes Ziel eigentlich, nur schaudurstig angezogen von dem blendenden Glanz der Auslagen. Ihr Blick ist noch zu sehr auf sich
selbst gerichtet, als daß sie zwischen den menschlichen Qualitäten der Jungen unterscheiden könnte, die sie dort kennenlernt. Der gewandte junge Mann mit
dem Kofferradio, den sie “Lord” nennen, macht auf Uschi ungleich tieferen Eindruck als der verhaltene blonde Hans, der sie auf den ersten Blick ernst und
aufrichtig liebt. Sie sieht auch nicht, daß das Leben dieser Menschen und dieser westlichen Stadthälfte belastet ist wie “Lords” angezahltes Kofferradio. Dieser
“Lord” existiert von dunklen Geschäften. Der blonde Hans hat - im Gegensatz zu Uschis Bruder Harald, der bereits seinen Ingenieur macht - die
Automechanikerlehre nicht beenden können. Sein Boxtalent zu vervollkommnen, bestand schon gar keine Möglichkeit. Hans fristet sein Leben jetzt von
entwürdigendem, demütigendem Wagenwaschen in der Hansa-Garage. Daß Uschi schließlich Gefallen an ihm findet, hängt weniger mit seinem Äußeren, als
vielmehr mit seiner Hartnäckigkeit und der Tatsache zusammen, daß “Lord” sich in Hamburg ein neues Tätigkeitsfeld suchte. Und dann ist die erste Liebe da -
ein Abend in Grünau, das Beieinanderstehen in der Haustür, die ersten scheuen Küsse, das Heimlichtun vor den Eltern. Uschi zupft ungläubig-abergläubisch
Blattrispen ab - verliebt, verlobt, verheiratet, geschieden -, um die Zukunft zu ergründen. Mit der Vertrautheit kommen auch gemeinsame Pläne. Uschi soll sich
in Westberlin als Mannequin ausbilden lassen. Beide glauben ehrlich an eine Chance, die keine Chance ist. Uschi läßt sich von jener großen Welt des
Scheins den Kopf verdrehen. Die ruhigen, arbeitsam-maßvoll geordneten Verhältnisse des Zuhause erscheinen ihr nüchterner ud eintöniger denn je.
Lebensunkenntnis, Gutgläubigkeit und der romantische Leichtsinn ihrer Jahre schaffen ihr eine falsche Vorstellung von der Jugend, die man nur einmal lebt. So
verkennt das Mädchen völlig jene guten, echten Möglichkeiten, die ihr der eigene Arbeitsplatz täglich bietet. Indes - das Mannequin-Studio kostet mehr als
Talent und guten Willen. Hans - obwohl er gerade seinen Wagenwäscherposten losgeworden ist - will das erforderliche Geld aufbringen. Er beginnt bei einem
Abbruchunternehmer zu arbeiten, dessen Antreibersystem sich über alle Unfallverhütungsvorschriften hinwegsetzt. Uschi wird beim Studio eingeschrieben. Am
selben Abend gehen die beiden in eine Boxveranstaltung und werden in der Nacht von einem Sturzregen überrascht. Sie suchen im Zimmer eines Bekannten
von Hans Zuflucht vor dem Unwetter. Uschi glaubt, das Zimmer gehöre Hans, und bleibt bei ihm. Der Mutter gegenüber versucht sie ihre Abwesenheit mit einer
Notlüge zu erklären. Es kommt zu einer Auseinandersetzung mit den Eltern, worauf sie trotzig ihre Sachen packt und fortläuft. Sie will zu Hans. Der Schock
bleibt nicht aus, als sie ihn nicht antrifft und seine richtige Adresse erfährt. Nach Stunden kommt er endlich, zerschunden von einem Bauunglück, arbeitslos,
verbittert. Er hatte es mit Uschi gut gemeint, aber nun scheint alles aus zu sein. Die Träume sind zersprungen wie Glas auf dem Plaster. Uschi kehrt nach
Hause zurück, an ihren Arbeitsplatz, in die Welt, die ihr vor kurzem noch fad und eintönig vorgekommen war, die in Wirklichkeit aber den festen Boden ihres
Lebens bildet. Er wird es auch für Hans sein. Die Eltern sind die ersten, die dem Mädchen in seiner Vewirrung und Bitterkeit Hilfe geben. Sie wollen den
Jungen sehen, Hans soll sie besuchen. So mündet Uschis Irrweg in einem neuen, besseren Beginn ein.
Eine alltägliche Geschichte aus der großen geteilten Stadt Berlin, eine Romanze, in der die dunklen und hellen Töne unserer Zeit anklingen. Man weiß - Uschi
und Hans werden unter besseren Umständen zusammenkommen. Und man weiß, eines Tage wird auch die Stadt wieder eins sein.”
(Progress-Filmillustrierte Nr. 44/56, hg. v. Presse- und Werbedienst des VEB Progress Film-Vertrieb, Berlin)
|
Ernst Thälmann - Führer seiner Klasse
Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme, 1955 Spieldauer: 140 Minuten Format: 35 mm, farbig Regie: Kurt Maetzig Kamera:
Karl Plintzner, Horst Brandt Musik, musikalische Leitung: Wilhelm Neef - Günther Simon, Hans-Peter Minetti u.a.
Darsteller: Günther Simon (Ernst Thälmann)
Handlung: Der 2. Teil der Thälmann-Biografie (der Teil 1 stammt aus dem Jahr 1954) umreißt den Zeitabschnitt vom Anfang der 1930er Jahre bis zur Ermordung Thälmanns im Jahr 1944.
Der Teufelskreis
Buch und Regie: Carl Balhaus
Produktionsleitung: Paul Ramacher Kamera: Hans Hauptmann Musik: Günther Klück
Bauten: Herbert Nitzschke Ausführung: Erich Kulicke Assistenzregie: János Veiczi
Ton: Karl Tramburg, Bernd Gerwien Schnitt: Ursula Kahlbaum Kostüme: Luise Schmidt
Masken: Bernhard Kalisch, Elli Lämmer Aufnahmeleitung: Otto Ziesenitz Regieassistenz: Konrad Petzold
Kameraassistenz: Günther Marczinkowski Standfotograf: Manfred Klawikowski
Darsteller: Jochen Brockmann (Georgi Dimitroff, sozialdemokratischer Abgeordneter), Kurt Steingraf
(Wilhelm Lühring), Erika Dunkelmann (Marta, seine Frau), Horst Naumann (Paul, sein Sohn), Irma Münch (Herta Ring, Journalistin), Fred Delmare (van der Lubbe, Senatspräsident im Reichsgericht), Paul-Joachim
Schneider (Dr. Wilhelm Bünger, Obergruppenführer der SA), Hans-Peter Thielen (Graf Helldorf), Horst Koch (Göring), Albert Garbe, Nationalpreisträger (Röhm, Stabschef der SA), Peter Herden (Gruppenführer
der SA Ernst), Harry Hindemith, Nationalpreisträger (Metallarbeiter Walter Rottstock), Herbert Köfer (Komm. Abgeordneter Theo Neubauer), Gerry Wolff (Dr. Meyerheim)
in weiteren Rollen: Ernst Kahler, Siegfried Weiss, Rolf Ludwig, Wolf Goette, Heinz Kögel, Heinz Gies, Günther Grabbert, Günther Ballier, Hermann Staudt, Klaus Schönberg, Johannes Siegert, Edgar
Engelmann, Horst Preusker, Hans Fiebrandt, Rolf Bergmann, Paul Pfingst, Hans Rose, Wolfgang, Erich Parge, Isolde Thümmler, Harro ten Brook u.a.
Handlung: “Die übersinnliche Komödie, die der Hellseher Hanussen im Halbdunkel seines “Okultistischen Salons” vor auserlesenem Publikum veranstaltet,
hat nichts mit dem spitzfindigen, geschickten Täuschungsspiel moderner Varieté-Magier zu tun. “Propheten” seiner Art werden von diesen Motiven geleitet -
Wahnsinn oder Verbrechen. Hier handelt es sich um Verbrechen, um ein politisches Verbrechen größten Ausmaßes. Die letzten Einzelheiten dessen, was
der Hellseher in gespenstischer Pose voraussagt, werden gerade in einem Nebenraum besprochen. Graf Helldorf, prominente Nazi-Größe und Polizeipräsident
von Potsdam, handelt das mit van der Lubbe aus, einem dummphantastischen Schwätzer, der von den Anstiftern des Unternehmens in einem
Obdachlosenasyl engagiert wurde. Hanussen kündigt Flammen an, die aus einem großen steinernen Gebäude emporschlagen. Wenige Tage später, in der
Nacht jenes 27. Februar 1933, brennt der Reichstag! Van der Lubbe wird programmgemäß in einem Wandelgang gefaßt, wo er mit einer Fackel Steine zu
entzünden suchte. Die Horde von SA-Männern indes, die das tatsächliche Zündmaterial im hölzernen Plenarsaal aufflammen ließ, hat sich längst durch einen
unterirdischen Heizungskanal und das nahliegende Palais Görings davongemacht. Das deutsche Parlamentsgebäude in Berlin brennt, das Fanal zur Entfesselung eines schrankenlosen faschistischen Terrors ist gegeben!
Die Verhaftungswelle bricht los. Zu Tausenden werden Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaftler, christliche Politiker, Intellektuelle, Ärzte,
Wissenschaftler aus ihren Wohnungen geholt und in die Gefängniskeller der SA geschleppt. In dieser Nacht fällt die Maske ganz von der faschistischen Fratze
. Trotzdem erkennen nicht alle die so offenbar gewordene Gefahr. Der sozialdemokratische Abgeordnete Lühring glaubt sich noch unbedroht, als die Straße
bereits von Schüssen und Schreien widerhallt, als vollgepferchte Gefangenenwagen davonrasen. Er überhört die Mahnungen seiner Frau, er verwirft die letzte
Warnung seines Sohnes Paul, der unter Lebensgefahr zu ihm gekommen ist. Paul gelingt die Flucht in die Illegalität, in der er die kommunistische
Widerstandsarbeit weiterführt. Lühring aber wird verhaftet. Selbst im Gefängniskeller in der Hedemannstraße will er, trotz eindringlicher Zusprache durch
Genossen der KPD, noch immer nicht begreifen, was geschehen ist, was geschehen mußte, weil die SPD-Führung versagt hat. Lühring pocht auf seine
Abgeordnetenimmunität. Der ehemalige Buchdrucker scheint jeden Instinkt für die Realitäten des Klassenkampfes verloren zu haben. Er unterschreibt ein
gefälschtes, die kommunistische Fraktion belastendes Protokoll. Im Reichsgericht zu Leipzig nimmt der Monstreprozeß, mit dem die Faschisten die “Gefahr
des Kommunismus” vor aller Welt beweisen wollen, seinen Anfang. Aber schon die ersten Verhandlungen machen deutlich, daß sich der niederträchtige
Anschlag des Reichstagsbrandes gegen seine Urheber selbst wendet. Die konstruierte Anklage gegen die Kommunisten verwandelt sich in eine echte
Anklage gegen die Faschisten. Die Welt wird nicht von den Plädoyers der Nazi-Anwälte in Atem gehalten, sondern von der Stimme eines “Angeklagten”.
Georgi Dimitroff, ein bulgarischer Freiheitskämpfer, der sich vor dem tödlichen Zugriff der einheimischen Reaktion ins Ausland retten mußte, wird hier zum
leidenschaftlichen, heroischen Verfechter des Rechts. Dieser bewunderungswürdige Mensch, der im Gefängnis erst richtig Deutsch lernte, der, obwohl
gefesselt, Goethe und Shakespeare las, der sich in dem tückischen Labyrinth der deutschen Prozeßordnung zurechtfinden mußte, Georgi Dimitroff, der in
seiner Peron den Kommunismus und damit das Menschenrecht überhaupt verteidigt, zertrümmert nun Stück für Stück des verbrecherischen Anklagegebäudes
. Und all die kleinen und großen Kreaturen des Lügenunternehmens müssen vor ihm kapitulieren - die gekauften Zeugen krimineller Innung, die politischen
Gangster vom Schlage eines Graf Helldorf, und schließlich auch Nazi-Ministerpräsident Göring, dem die Schlagkraft von Dimitroffs Argumenten nur noch die
Flucht in einen wilden Tobsuchtsanfall übrig läßt. Alles, was sich hier auf dramatische Weise abspielt, ist unendlich mehr als ein Prozeßkampf im üblichen
Sinne. Hier stehen sich ein Repräsentant des gesellschaftlichen Fortschritts und die finstere Reaktion selbst gegenüber. Die Vertreter des Rückschritts und
der Unnatur erleben, wenngleich sie sich im Besitze aller äußeren Machtmittel befinden, eine ungeheure, bloßstellende, schmachvolle Niederlage. Der
Teufelskreis ihrer Anklage wird aufgebrochen. Ein Einzelner sprengt ihre ganze, so schurkisch-raffiniert wie plump arrangierte Prozeßfront auseinander. Die
reine Gesinnung zutiefst humanen Denkens, die kommunistische Weltanschauung ist seine Waffe. Dimitroffs Stimme dringt in alle Welt, und sie dringt auch
zu jenen Deutschen, die vor der scheinbaren Allgewalt des faschistischen Regimes zu resignieren drohen. Sie gibt Unzähligen Kraft und neue Hoffnung. Diese
Stimme ist von so starmem Atem, daß auch in dem Zeugen Lühring das fast erloschene Klassenbewußtsein wieder zu einer lodernden Flamme wird. Im
Besuchsraum des Untersuchungsgefängnisses versichert Lühring seiner Frau, daß der Sohn Paul sich des Vaters nicht würde schämen müssen. Vor Gericht
dann prangert er rückhaltlos die Methoden an, mittels derer man ihm die belastende Unterschrift abgezwungen hatte. Er muß seine aufrechte Haltung mit dem
Tode bezahlen. Im KZ stirbt Lühring in den Armen seiner Genossen, denen er wieder ein Genosse geworden ist.
Im Saale des Reichsgerichts aber spricht Georgi Dimitroff jenes abschließende Urteil, das die Rote Armee zwölf Jahre später am deutschen Faschismus vollziehen sollte.“
(Progress-Filmillustrierte Nr. 2/56, hg. v. Presse- und Werbedienst des VEB Progress Film-Vertrieb, Berlin, Text: Horst Beseler)
|
Nackt unter Wölfen
Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme, 1962 Spieldauer: 123 Minuten Format: 35 mm, s/w, Cinemascope Regie: Frank Beyer Drehbuch: Bruno Apitz
Literarische Vorlage: “Nackt unter Wölfen” von Bruno Apitz Kamera: Günter Marczinkowsky Szenenbild: Alfred Hirschmeier
Darsteller: Erwin Geschonneck, Fred Delmare, Krystyn Wojcik, Armin Mueller-Stahl, Gery Wolff u.a.
Handlung: Der Film erzählt die Rettung eines kleinen Jungen vor der SS und die Arbeit einer Widerstandsgruppe im KZ Buchenwald wenige Wochen vor der Befreiung.
Moritz in der Litfaßsäule
Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme, 1983 Spieldauer: 86 Minuten Format: 35 mm, farbig Buch und Regie: Rolf Losansky Kamera:
Helmut Grewald Musik: Karl Ernst Sasse Szenarium: Christa Kozik
Darsteller: Dirk Müller, Dieter Mann, Dietmar Richter-Reinick, Walfriede Schmitt, Rolf Ludwig, Dorit Gäbler u.a.
Handlung: Der kleine Junge Moritz kommt mit seiner Umwelt und den an ihn gestellten Erwartungen nicht zurecht. Er flüchtet sich in Tagträume, an denen er
wächst und durch die er schließlich den Mut findet, sich den Herausforderungen des Alltags zu stellen.
Mein Vater Alfons
Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme, 1980 Spieldauer: 73 Minuten Format: 35 mm, farbig Regie: Hans Kratzert Literarische Vorlage:
“Mein Vater Alfons” von Günter Ebert Szenarium: Günter Ebert, Hans Kratzert Kamera: Günter Heimann Musik: Karl-Ernst Sasse Szenenbild: Marlene Willmann
Darsteller: Jürgen Huth, Jan King Lauschus (die Kinder Babette Jahns), Petra HInze, Fred Delmare (die Erwachsenen)
Handlung: Der Familienvater ist mit der Wahl des zukünftigen Schwiegersohns nicht einverstanden und schließt mit seiner Familie eine Wette ab: Er
unternimmt mit seinem Sohn eine Radtour. Ziel ist es, zu einem festgelegten Termin auf der geplanten Hochzeitsfeier zu erscheinen. Sollte ihm dies gelingen,
wird die Hochzeit abgesagt. Während der Radtour ereignen sich jedoch zahlreiche Abenteuer, die schließlich den Zeitplan bedrohen. Während der Fahrt
kommen sich Sohn und Vater näher und die anfangs sture Haltung des Vaters zum Freund seiner Tochter kehrt sich in wohlwollende Zustimmung.
HINWEIS: Der nachfolgende Text ist folgendem Medium entnommen: Das Magazin, Heft 11, 1979, S. 30-32.
Solo Sunny
unterm Dach
Als die Assistenz-Regisseurin Doris Borkmann in der Drehpause Äpfel kaufen wollte, traf sie die Kunden des Gemüsekonsums um eine Frau versammelt, die
gerade von den Filmarbeiten unter ihrem Mietskasernendach schlußfolgerte: “Und die Geschichte soll von einem ganz verdorbenen Mädchen handeln!”
Dieses Mädchen ist Sunny, Hauptperson im neuen Film von Konrad Wolf und Wolfgang Kohlhaase “Solo Sunny”. Ein paar Beobachtungen von Fenster zu
Fenster über den Hofschacht, zwei Männer, die drehbuchgemäß Sunny besuchen, Hüte, kesse Kleider und Kerzen zur Nacht – diese Zutaten reichten,
Warnrufe, kopfschüttelndes Kopfnicken auf vermutete Verdorbenheit hin auszulösen. Eine Schauspielerin lebte da wenige Wochen in Zimmer und Küche
gleich unterm Dach als Sunny. Aber so ähnlich leben viele, und so zu leben ist nicht leicht.
In der Malmöer Straße in Prenzlauer Berg fand das Drehteam Raum und Atmosphäre der Sängerin Sunny, die Gegend steht auf Abriß. Lange wird es diese
Sorte Berlin nicht mehr geben, und Bauleute wie Liebhaber polken schnell die Jugendstilkacheln aus den Fluren.
Beim Besuch der Dreharbeiten stieg ich den falschen Aufgang hoch, unbeirrt der Weisung “bis ganz oben” folgend, dan kam eine Trittleiter, und plötzlich war
ich auf dem Dach. Schornsteine, gurrende Tauben und unten überall Berlin.
So endet auch der Film, der ab Januar in den Kinos läuft, kein schicksalsschwerer Satz, keine Pointe, Kuß auch nicht – am Ende bleiben Wolken über
Dächern, unter denen sich die Stadt ausbreitet. Berlin. Wieder mal Berlin bei Kohlhaase.
“Ich habe immer in dieser Stadt gelebt. Sie ist in vielerlei Hinsicht Brennpunkt und Geschichte innerhalb und um die DDR. Es hat mich in jedem Alter aufgeregt
, hier zu leben, es hat mit meinem Lebensgefühl zu tun, daß ich nicht aus Eberswalde bin. Die Reihenfolge der Filme ergibt sich bloß aus den Geschichten,
die man findet und für erzählenswert hält. Das ist für jeden ein anderes Stück. Ich fand nun dieses.”
Endlich bin ich in der Wohnung, so klein und schmal, daß ich meine störende Existenz zwischen vielbeschäftigten Menschen wie ein vielbeiniges Ungeheuer
empfinde. Wenige Augenblicke später stehe ich mit angehaltenem Atem Bauch an Bauch und Rücken an Rücken mit vierzehn Menschen der verschiedenen
Filmberufe in der Fensternische. Wo man sonst drei Blumentöpfe hinstellt, drängeln nun wir, lautlos, nur nicht stören, keinen Schatten werfen, vor unseren
Augen entsteht auf einer breiten, weichen Liege Film.
Aus dem Drehbuch:
- Das Telefon klingelt – Sunny macht das Bein lang und schaltet mit dem Zeh das Tonbandgerät aus. Dann geht sie aus dem Bild.
Ihre Stimme: Ja? Tag, Harri, ach, du bist es... Fotos an der Wand: immer Sunny, in altmodischen Bilderrahmen verschiedener Größe. Sunny schön, Sunny elegant, Sunny auf dem Weg zu einer Karriere.
Ihre Stimme: Geht nicht, Harri... Keine Zeit. Auch keine Lust, ehrlich gesagt... Man hört eine dringliche Männerstimme, ohne etwas zu verstehen. Sunnys Stimme:
Ich muß dir doch nicht sagen, warum nicht. Hör mal, das muß ich dir wirklich nicht erklären, Harri. Nein, das muß ich nicht...
“Das Bein langgemacht” hat Renate Krössner – nach all den Männerhelden in Konrad Wolfs Filmen -, endlich wieder ein Mädchen als
Hauptdarstellerin. Und was für eine!
In den Pausen friert die Schlanke selbst in der Ofenecke, bibbert im Strickrock und umgehängter Jacke, sitzt unauffällig da und käme als
Star gar nicht in Betracht, zupfte nicht ab und zu jemand an der strubbligen Frisur und richtete nicht Konrad Wolf seinen Blick auf sie in
prüfender Nachdenklichkeit. Doch mit dem “Bitte!” des Regisseurs wirft sie die Hüllen ab, die Wangen röten sich, sie atmet, lebt in dieser
Wohnung, lebt solo und souverän mit den Requisiten ihrer Biographie.
Seit “Eine Pyramide für mich” wurde Renate Krössner von aufmerksamen Kritikern als Talent signalisiert. Nach “Feuer unter Deck” und
“Zünd an, es kommt die Feuerwehr”, Hauptrollen für ihre knackfrische Erotik und anmutige Frechheit, führt sie Heiner Carow in “Bis daß der
Tod euch scheidet” zur Sublimierung ihres Ausdrucks. Zur Vitalität gesellt sich die zögernde Sanftheit. Ihre aufplatzende Heiterkeit bricht
sich in leisen, wehmütigen Tönen. Als Sunny hat sie von dieser Rolle lernen können, und doch ist sie hier noch anders.
Sie spielt eine Unterhaltungssängerin. Ihre Arbeit ist von der Art, daß sie verschwindet, je besser sie gemacht wird. Touch, Feeling sagt
man eher dazu, wenn jemand aus dieser Branche gut arbeitet. Im Umfeld der allergrößten Spekulationen, der Glitzerkleidung und falschen Wimpern, des
Playback und der Glamourkulissen erlebt Sunny imponierende Grundwahrheiten des Lebens, der Kommunikation, der Liebe. Und einmal springt sie ab, wäre uns fast verlorengegangen.
Konrad Wolf ist vor Sunnys Toilettentisch getreten. Prüft nochmals das von Alfred Hirschmeier und den Requisiteuren ersonnene Arrangement. Fotos, drei
Rosen, Ketten, kleine Dosen, Wimperntusche, Kerzen.
Sunnys Einkehr.
Aus dem Drehbuch: “Sunny vor dem Spiegel. Musik – Sunnys Solotitel. Sie hört der Musik zu.
Sie betrachtet sich. Ihr Gesicht ist still und schön. Der Rauch einer Zigarette, die auf dem Aschenbecher liegt, steigt in das Bild.”
Die Schauspielerin sitzt in versunkener Faszination vor dem eigenen Spiegelbild.
Konrad Wolf: “In den Spiegel sehen, nur in den Spiegel, in die Augen. In dieser Phase ist das Wichtigste, wie Sie sich sehen, wie Sie zu sich selbst stehen.”
Nach nochmaligem Umfassen aller Umstände die Frage an den jungen Kameramann: “Und welche Brennweite, Herr Geick, hatten Sie sich vorgestellt?”
Die Frage läßt den ungemein höflichen, noblen Umgang Konrad Wolfs mit seinem Team erkennen. Der Vorschlag wird überprüft. Lange konzentriert sich der
Regiesseur hinter der Kamera. Andere Mitarbeiter flüstern, etwas Lachen kommt auf. Wolf dreht sich um und sagt leise: “Denkt ihr, ich mache hier nur so Pippifax?”
Ruhe.
Wolfs Autorität ist unumstößlich. Seit Jahren arbeitet er mit den Leuten zusammen, die hier im Zimmer stehen, aber er
duzt nur die Bühnenarbeiter und seinen Freund Kohlhaase. Den Ton bestimmt das sachliche Sie. Es hält irgendwie die
Atmosphäre in Spannung, entläßt niemanden in kumpelhafte Lässigkeit. Wie eine glückliche Ergänzung Wolfgang
Kohlhaase in seiner ersten Koregie. Kohlhaase duzt alle. Immer sucht er die heitere Variante für seine Vorschläge,
bleibt aber überzeugend unnachgiebig, als die Schauspielerin einen Satz ein klein wenig umstellen will. “Hat sich ja einer was bei gedacht, als er das geschrieben hat!”
Während technischer Pausen verschwindet er mit den Schauspielern, um mit ihnen die Szene im allerletzten Schliff zu
besprechen – und alle erscheinen wieder in aufgeräumter Laune, aufs glücklichste zubereitet.
Wolfgang Kohlhaase:
“Keiner darf uns verlorengehen. Das erzähle ich am sinnlichen Material, nicht als Problemaufriß. Ich habe einen
entschiedenen Charakter gewählt mit dieser Sunny. Ein entschiedener Mensch gewinnt mehr als ein unentschiedener.
An ihm läßt sich viel mehr beweisen, so einer zieht mehr Realität an und provoziert Antworten. Natürlich würde nicht
jeder wie Sunny sein können, es auch gar nicht wollen. Die Zuspitzung einer Fragestellung ist ein uraltes Prinzip in der
Kunst. Schließlich bedeutet Othello doch auch nicht der Vorschlag, jeder solle seine Frau ermorden.”
Text: Regine Sylvester
Meine Stunde Null
Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme, 1970 Spieldauer: 99 Minuten Format: Cinemascope, farbig Regie: Joachim Hasler, Jurek Becker
Kamera: Joachim Hasler, Joachim Schrade Musik: Roman Ledenjow Szenenbild: Paul Lehmann
Darsteller: Manfred Krug, Anatoli Krsnezow, Lew Prygunow u.a.
Handlung: Ein Gefreiter der Deutschen Wehrmacht gerät in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Dort ändert er seine politische Haltung und wechselt die
Fronten. Schließlich entführt er einen deutschen Offizier. Der Film enthält trotz ernsthaften Inhalts heitere Elemente.
Das Kaninchen bin ich
Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme, 1965 Spieldauer: 118 Minuten Format: 35 mm, s/w Regie: Kurt Maetzig Drehbuch:
Manfred Bieler Kamera: Erich Gusko Musik: Werner Bredemeyer, Gerhard Rosenfeld Szenenbild: Alfred Thomalla
Darsteller: Angelika Waller, Alfred Müller, Ilse Voigt, Wolfgang Winkler, Irma Münch u.a.
Handlung: Eine junge Frau verliebt sich in einen wesentlich älteren Mann. Der Film schildert zudem realistisch die politische Situation Anfang der 1960er
Jahre in der DDR und wurde daher mit einem Aufführungsverbot belegt. Erst zur Wendezeit, im November des Jahres 1989, wurde er ausgestrahlt.
|