DEFINITION UND BEDEUTUNG DER KUNST - nach kommunistischer Auffassung -
“Die theoretische und methodologische Bedeutung des dialektischen und historischen Materialismus für die Kunstauffassung besteht darin, daß Kunst
zum ersten Mal in der Geschichte der Ästhetik, und zwar durch die Vereinigung von historischem Materialismus und Erkenntnistheorie, einheitlich unter sozialem und erkenntnistheoretischem Aspekt analysierbar wurde,
das heißt Kunst wurde von Karl Marx begriffen a) als besondere Weise der Produktion; ihre Ergebnisse, die Kunstwerke, als Produkte gesellschaftlicher Arbeit; b) als ideelle Aneignung der gesellschaftlichen
Realität und damit als ideologische Form des gesellschaftlichen Bewußtseins; c) als Einheit von Produktion, Kommunikation und Konsumtion.
Für die marxistisch-leninistische Auffassung der Kunst ergibt sich hieraus, daß sie als eine Seite der Verwirklichung und Wirklichkeit des Menschen, als
ein Glied im Prozeß seiner Selbsterzeugung erkannt wird: Kunst leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erzeugung und Ausbildung des Reichtums der menschlichen Persönlichkeit, besonders ihrer Sinne und Gefühle, zur
Entwicklung der sozialen Phantasie und zur humanen Gestaltung der menschlichen Umwelt.
In der Klassengesellschaft trägt Kunst Klassencharakter; sie ist eine Erscheinung des gesellschaftlichen Überbaus und fällt unter die allgemeine
Dialektik von Basis und Überbau. Kunst gestaltet die Ideen, Wünsche und Bedürfnisse von Klassen in konkreten historischen Situationen und dient als ideologische Waffe im Klassenkampf, indem sie mit der ihr
eigenen Macht Einfluß auf das Fühlen, Denken und Wollen der Menschen nimmt. Ein epochemachendes Aufblühen erlebt die Kunst in der sozialistischen Gesellschaft.
Unter Führung der Partei der Arbeiterklasse nimmt die Entwicklung der Kunst in der sozialistischen Kulturrevolution einen allseitigen Aufschwung, dessen
Grundlage die Entfaltung aller schöpferischen Potenzen der Volksmassen bildet. Die Arbeiterklasse schafft durch ihr gesellschaftliches Handeln zugleich ein geschichtlich neuartiges Verhältnis von Kunst und
Gesellschaft, das die sozialistische Kunst prägt und die Bedingungen für ihre umfassende Entwicklung darstellt. In der Theorie des sozialistischen Realismus wird die Kunstprogrammatik der sozialistischen
Gesellschaft formuliert.”1
ERKLÄRUNG DER LDPD AUF IHREM 14. PARTEITAG AM 9.4.1987 ÜBER IHRE MITVERANTWORTUNG FÜR
DIE ENTWICKUNG DER KULTUR2
1. Unser Beitrag zur Gestaltung eines reichen geistig-kulturellen Lebens
Liebe Parteifreundinnen und Parteifreunde!
Für das Aufblühen unserer sozialistischen Nationalkultur, für die Qualität sozialistischer Lebensweise engagieren sich immer mehr Parteimitglieder, vor
allem Schriftsteller und Künstler, Kunsthandwerker und Kunstwissenschaftler, Volkskunstschaffende und Kulturbundmitglieder, Parteifreunde in den Klubs der Werktätigen, der Intelligenz und der Hausgemeinschaften, in
den Dorfklubs und in vielen weiteren ehrenamtlichen Funktionen, nicht zuletzt auch Kulturbeauftragte in unseren Grundeinheiten. Sie alle halfen mit, die kulturpolitischen Orientierungen des 13. Parteitages mit Leben
zu erfüllen.
Darauf aufbauend und Bewährtes fortsetzend, wollen wir uns neuen Aufgaben zuwenden. In unserem Bemühen werden wir uns von der Schlußfolgerung unseres
unvergessenen Johannes Dieckmann leiten lassen und unseren Beitrag zum Kulturfortschritt leisten, “allein gerichtet auf das edelste aller Menschheitswerte und -werke, auf den Frieden”. Das ist nicht
denkbar, ohne die ganze Schönheit der sozialistischen Heimat zu verinnerlichen und ihren kulturellen Reichtum zu mehren. In der Aneignung der Kulturschätze der Welt und des progressiven Gedankengutes der besten
Denker aller Völker liegen unverzichtbare Elemente für unsere internationalistische Haltung, für die aktive Solidarität, für die Überzeugung, daß der friedliche Wettstreit der unterschiedlichen Gesellschaftssysteme
das Zusammenleben der Menschheit bestimmen muß. Die Freundschaft mit der Sowjetunion und den anderen Völkern der sozialistischen Staatengemeinschaft erhält gerade durch das Kennenlernen der kulturellen Eigenarten
und Werte immer neue und dauerhafte Bindungen. Wir werden noch stärker als bisher in Rechnung zu stellen haben, daß die kulturelle Entwicklung eng und vielfältig mit der Wirtschafts- und Sozialpolitik verbunden ist,
daß sich die Lebensbedingungen der Menschen im Zuge der Meisterung der wissenschaftlich-technischen Revolution ändern und wandeln, daß aber eben die Beschleunigung dieser Prozesse sozialistische Persönlichkeiten
braucht, deren Lebensweise massenhaft schöpferische und gesellschaftsgestaltende Fähigkeiten hervorbringt. Daraus ergibt sich logisch: Die weitere Erhöhung des Kulturniveaus der Arbeiterklasse wie auch ihrer
Verbündeten bleibt im Zentrum der kulturpolitischen Tätigkeit. Bündnispartner der Arbeiterklasse zu sein, beweist sich in besonderer Weise auch darin, wie wir mithelfen, eine Atmosphäre schöpferischer Unruhe,
kritischer Phantasie und weltanschaulicher Bildung zu entwickeln.
Wir werden uns auch künftig für die Mitgestaltung der Arbeiterfestspiele, für ein reiches geistig-kulturelles und sportliches Leben in den Städten und
Dörfern in der Gemeinsamkeit mit allen gesellschaftlichen Kräften einsetzen. Geistigem Reichtum, gut funktionierenden zwischenmenschlichen Beziehungen und der Beständigkeit im kulturellen Alltag widmen wir unsere
Kraft ebenso wie den kulturellen Höhepunkten.
Die Mitwirkung bei der ästhetischen Gestaltung der Wohnumwelt einschließlich der Erhaltung und Pflege von Denkmalen ist in vielen Arbeitsprogrammen
fixiert und wird unter Mithilfe von Künstlern, Architekten, Denkmalpflegern, Baufachleuten und Handwerkern realisiert. Weitaus mehr Aufmerksamkeit wollen wir jenen Parteimitgliedern zuwenden, die als Leiter oder als
Mitglieder von Volkskunstkollektiven sich selbst und anderen zur Freude die künsterische Betätigung und Erlebnisfähigkeit in breiten Schichten des Volkes verankern helfen, die altes Brauchtum pflegen und unsere
Wirklichkeit entdecken helfen.
Im Kulturbund der DDR engagieren sich viele Liberaldemokraten für anregende Streitgespräche über Wissenschaft und Kunst, für die Ausbildung von
Heimatliebe und Geschichtsbewußtsein, also insgesamt für seine immer breiter werdende Wirksamkeit als Massenorganisation kulturell interessierter Bürger. Der XI. Bundeskongreß des Kulturbundes wird neue
Orientierungspunkte setzen, die auch unserer Zusammenarbeit, die in den Bezirken und Kreisen häufig auf Arbeitsvereinbarungen beruht, eine höhere Qualität abverlangen.
Impulse zur Gestaltung von Gegenwart und Zukunft werden wesentlich von der Kraft gespeist, die wir aus der kritischen Aneignung des Erbes, der
Fortführung und Weiterentwicklung progressiver Traditionslinien ziehen. Die LDPD wird sich unter Führung der Partei der Arbeiterklasse daran beteiligen, das anzueignende Erbepotential ständig zu erweitern, zu
erschließen und vor allem auch gegen reaktionäre Zugriffe imperialistischer Ideologen zu verteidigen. Der Buchverlag Der Morgen hat mit seinem Editionsprogramm hierzu einen beachtenswerten Beitrag geleistet, der zu
weiterer anspruchsvoller Arbeit verpflichtet.
Die unserer Partei angehörenden und ihr nahestehenden Künstler, Kunsthandwerker und Kunstwissenschaftler sind bestrebt, den sozialistischen Realismus mit
neuen Leistungen und neuen Gestaltungsmitteln zu bereichern. Sie widmen sich dabei Themen, die bisher noch nicht oder wenig bearbeitet wurden. Sie sind mit Leidenschaft und Verstand daran beteiligt, die ganze
Differenziertheit des realen Lebens im Sozialismus parteilich und volksverbunden zu gestalten, auf unersetzbare Weise dem Neuen nachzuspüren, Schönes zu entdecken, überholte und alte Denkweisen in Frage zu stellen.
Die Künstler in den Reihen der LDPD sehen ihre Parteimitgliedschaft, das Gespräch, den Meinungsstreit, das gesellschaftliche Engagement als geistige Herausforderung und zugleich als Quelle neuer Erkenntnisse an, die
erforderlich sind, um auch künftig erfolgreich in diesem Sinne zu wirken. Deshalb wollen wir den fruchtbaren Erfahrungsaustausch mit den unserer Partei angehörenden und ihre nahestehenden Kunst- und
Kulturschaffenden in vielfältigen Formen fortsetzen.
Die LDPD spricht sich für die Förderung aller Gattungen und Genres der Künste aus, sie sieht darin einen unerschöpflichen Quell und Reichtum der
künsterlischen Aneignung unserer Wirklichkeit. Wie nahe erscheinen uns Gedanken, die einst der deutsche Jakobiner Georg Forster formulierte, als er von jeder Dichtung forderte, sie solle lehrreich sein und
“uns mit neuen Ideenverbindungen bereichern, das Gefühl des Schönen in uns wecken, unsere geistigen Kräfte üben, schärfen, stärken”.
Alle Ausdrucksformen und Gestaltungsweisen sollen für die Ausprägung eines reichen, vielgestaltigen, sinnvollen wie freudvollen Lebens erschlossen
werden. Der Künstler muß sein Werk von einem klaren politischen Standpunkt aus einbringen in unsere Zeit und unsere Kämpfe, er muß das Lebensgefühl und die Denkweise von Menschen aufgreifen, bestärken und vertiefen,
die den Sozialismus aufbauen und um den Frieden ringen, die der Menschenwürde und der menschlichen Schöpferkraft dauerhaften Raum geben wollen. Die Vergabe von Aufträgen durch unsere Partei an bildende Künstler und
Komponisten, die Arbeit unseres Buchverlages Der Morgen mit seinen Autoren wie auch die kritischen und anregenden Beiträge der LDPD-Presseorgane unterstützen dieses Anliegen. Besonders hervorzuheben ist die in
unserem Zentralorgan langfristig gestaltete Serie “Künstler in den Kämpfen unserer Zeit”.
Kunst vollendet sich erst im Gebrauch, durch die Aneignung der ihr innewohnenden geistigen und ästhetischen Werte, durch den Umgang des Volkes mit ihr.
Wir orientieren alle Vorstände auf die stärkere Einbeziehung künstlerischer Aussagen, Kunstdiskussionen und Gespräche mit Künstlern und Kulturschaffenden in die Parteiarbeit, weil wir wissen, wie oft Diskussionen
über Kunstwerke uns ins Gespräch über den Sinn des Lebens und des Wirkens in unserer Zeit bringen. Aus all dem leitet sich ab: Wir werden die beiden kulturpolitischen Schwerpunktaufgaben, die seit 1972 unsere Arbeit
bestimmen, fortführen. Fortführen bedeutet, die neuen gesellschaftlichen Bedingungen und Anforderungen sowohl zu berücksichtigen als auch mit zu entwickeln, also sowohl bei der Förderung des Kultur- und
Bildungsstrebens aller Mitglieder als auch bei der Niveauerhöhung des geistig-kulturellen und sportlichen Lebens in den Wohngebieten immer von der Einbettung der Kulturpolitik in die Gesamtpolitik unseres Staates
auszugehen.
Fußnoten:
1Meyers Neues Lexikon, 2., völlig neu erarbeitete Auflage in 18 Bänden, Bd. 8, Leipzig 1974, S. 252, s.v. “Kunst”. 214. Parteitag LDPD. Bericht des Zentralvorstandes. Berichterstatter Prof. Dr. Manfred Gerlach, Vorsitzender der LDPD, Donnerstag, den 9. April 1987, hg. v. Pressebüro
des 14. Parteitages der LDPD, S. 23f.
Diese Rubrik ist im Entstehen...
|