Mitgliedsbuch des Demokratischen Frauenbundes Berlin
Trotz der staatlichen Bemühungen um eine Integration der Frau in bisherige Männerdomänen blieb das Bild der
Hausfrau und Mutter unverändert. Statt die Männer in die Haushaltsführung und die Kindererziehung mit einzubeziehen, ging man davon aus, daß diese Aufgaben Frauensache seien.
Somit wurden lediglich die Erwartungen an die Frau erweitert, so daß sie im Alltag einer noch höheren Belastung
ausgesetzt war.
Die Sorge für die Familie war nun kein anerkannter Grund mehr, um zu Hause zu bleiben.
Staatliche Einrichtungen, wie beispielsweise Kindergärten, sollten die Sorge um das Kind übernehmen. Allerdings
konnte bis in die 1970er Jahre hinein nicht jedem Kind ein Platz garantiert werden.
HINWEIS: Der nachfolgende Text, ein Grußwort des Zentralkomitees der SED an die Frauen und Mädchen der DDR, ist der Zeitung “Neues Deutschland”2 - dem Presseorgan der SED - vom 8. März 1989 entnommen:
ZK der SED zum Internationalen Frauentag 1989
DANK UND ANERKENNUNG ALLEN FRAUEN UND MÄDCHEN DER DDR Große Initiativen und vielseitige Leistungen hervorgehoben
Liebe Frauen und Mädchen!
Zum 8. März, dem Kampf- und Feiertag der Frauen der ganzen Welt, übermittelt Ihnen das Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands
die herzlichsten Grüße und Glückwünsche.
Den diesjährigen Internationalen Frauentag begehen wir inmitten einer breiten demokratischen Volksbewegung zur Vorbereitung der Kommunalwahlen und
des 40. Jahrestages der Gründung unserer Deutschen Demokratischen Republik. Die großen Initiativen und vielseitigen Leistungen, mit denen Sie sich in
allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens an diesen bedeutenden Ereignissen beteiligen, zeugen davon, wie fest Sie mit unserem Arbeiter-und-Bauern
-Staat verbunden sind und mit welch hohem Verantwortungsbewußtsein Sie an seiner allseitigen Stärkung mitwirken.
Dafür möchten wir Ihnen, liebe Frauen und Mädchen, herzlich danken. Unsere besondere Anerkennung und Achtung gilt am heutigen Tag den Müttern
unseres Landes, die beruflich und gesellschaftlich engagiert, mit viel Liebe und Fürsorge ihre Kinder zu gebildeten und bewußten Bürgern unseres
sozialistischen Vaterlandes erziehen, jene Generation, die unser historisches Werk mit der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft fortsetzen wird.
Die Frauen unseres Landes haben einen bedeutenden Anteil daran, daß wir, dank einer hohen
wirtschaftlichen Dynamik, unseren bewährten Kurs der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik zum Wohle des Volkes auch künftig erfolgreich fortsetzen können. Überall an den Brennpunkten des
gesellschaftlichen Lebens stehen sie mit in den vordersten Reihen, leisten Hervorragendes im sozialistischen Wettbewerb. Dank ihrer soliden Bildung und den Möglichkeiten, sich
weiterzuqualifizieren, beherrschen heute Frauen als Facharbeiter, Meister und Ingenieure die moderne Technik, leiten Betriebe, Schulen, Handelseinrichtungen, Kinderkrippen und –gärten,
regieren als Abgeordnete, sind Bürgermeister in Städten und Gemeinden, tragen als Richter und Schöffen zur Stärkung unseres sozialistischen Rechtsstaates bei. Bereits mehrere
Frauengenerationen erbrachten den überzeugenden Beweis, daß ein so großes Werk wie der Aufbau der sozialistischen Gesellschaft ohne sie undenkbar wäre, wie umgekehrt die grundlegenden
Veränderungen, die sich in unserer 40jährigen Entwicklung im Leben der Frauen vollzogen haben, nur durch den Sozialismus realisiert werden konnten. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau gehört
deshalb genauso zu den Vorzügen und Werten des Sozialismus wie ein Leben in Frieden, sozialer Sicherheit und Geborgenheit.
Um die Teilnahme der Frauen und Mädchen an allen gesellschaftlichen Prozessen weiter zu fördern, Berufstätigkeit und Mutterschaft noch besser miteinander zu vereinbaren, dafür wurden
Voraussetzungen geschaffen, mit denen es sich gut leben läßt und die heute niemand mehr missen möchte.
Große Bedeutung kommt dabei dem Wohnungsbau, den Kindereinrichtungen, den Dienstleistungen, dem Handel und der Versorgung zu sowie all den
Maßnahmen, die dazu beitragen, den berufstätigen Frauen mit ihren Familien mehr Freizeit und Freude zu schaffen.
Auch künftig bleibt es unser erstrangiges Anliegen, überall so zu wirken, daß sich die Persönlichkeit der Frauen weiter entfalten kann und daß sie in noch
größerer Zahl Tätigkeiten ausüben, auch leitende Funktionen, die durchaus ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten entsprechen.
Den internationalen Frauentag, der seit seinem Bestehen ein Kampftag für den Frieden ist, werden die Frauen und Mädchen unseres Landes zum Anlaß
nehmen, um ihren Willen zu bekunden, auch weiterhin aktiv die Friedenspolitik unseres Staates zu unterstützen. Gemeinsam wollen wir unsere
Anstrengungen darauf richten, im Abrüstungsprozeß keine Atempause zuzulassen, die Modernisierung der atomaren Kurzstreckenwaffen durch die NATO
zu verhindern, die Politik der Vernunft und des Realismus erfolgreich weiterzuführen. Ein wichtiger Schritt dazu sind die jüngsten einseitigen Vorleistungen
zur Abrüstung, die durch unsere Deutsche Demokratische Republik, die Sowjetunion und andere sozialistische Bruderländer getroffen wurden.
Millionen Frauen und Männer auf unserer Erde brauchen Arbeit und Brot, soziale Gerechtigkeit und Frieden, ihnen allen und ihrem Kampf gilt zum
Internationalen Frauentag unser Gruß, unsere Solidarität und unsere Verbundenheit.
Liebe Frauen und Mädchen!
Wir sind sicher, daß Sie durch Ihren gewichtigen und unverzichtbaren Beitrag auch im 40. Jahr der Deutschen Demokratischen Republik sowie in
Vorbereitung des XII. Parteitages für das Erstarken und Erblühen unseres sozialistischen Vaterlandes ihr Bestes geben werden. Lassen Sie uns auch
weiterhin gemeinsam mit ganzer Kraft, mutig, optimistisch und zuversichtlich die vor uns stehenden Aufgaben erfüllen.
Das Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands wünscht Ihnen, liebe Frauen, Ihren Kindern und Ihren Familien beste Gesundheit, Schaffenskraft, Freude und Glück.
Mit sozialistischem Gruß
Erich Honecker Generalsekretär des Zentalkomitees der SED und Vorsitzender des Staatsrates der DDR
Fußnoten:
1Plakat des DFD: 50 Jahre Internationaler Frauentag am 8. März 1950. Das Plakat ist der CD-ROM "Das politische Plakat der DDR (1945-1970)" entnommen, die im Shop des Deutschen Historischen Museums angeboten wird.
2 Neues Deutschland, Organ des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, 8.3.1989, 44. Jahrgang, Nr. 57, Titelseite.
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