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Armee
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Warschauer Pakt

Die Wiederaufrüstung der BRD und ihr NATO-Beitritt durch Unterzeichnung der Pariser Verträge am 5.5.1955 wurde in den osteuropäischen Staaten als Bedrohung und feindlicher Akt gegen die RGW-Staaten (RGW: Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) empfunden. Die Gründe lagen bei der DDR in den westdeutschen Wiedervereinigungsforderungen und bei der ČCSR und Polen in einem befürchteten “Revanchismus” infolge der Gebietsabtretungen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg. Wenngleich die Unterzeichnung des Warschauer Vertrages die Duldung der sowjetischen Hegemonie bedeutete, sah man darin die einzige Möglichkeit, sich gegen eine vermeintliche westliche Bedrohung zu schützen.

Albanien, Bulgarien, Polen, Rumänien, die Tschechoslowakei, Ungarn, die Sowjetunion und die DDR unterzeichneten am 14.5.1955 den “Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand”, den sogenannten Warschauer Vertrag (im Westen auch als Warschauer Pakt bezeichnet). Man beschloß die Bildung eines “Vereinten Kommandos der Streitkräfte” und sicherte sich im Kriegsfall militärische Unterstützung zu.

Dies entlastete die Sowjetunion, da in einem Konfliktfall nun alle Mitgliedsstaaten zu Hilfeleistungen verpflichtet waren. Mit der Unterzeichnung des Warschauer Vertrages band die Sowjetunion die ihr unterstellten Staaten (vom Westen als “Satellitenstaaten” tituliert) fest an sich. Sie erlangte durch die ständige Stationierung sowjetischer Truppen (Mitglieder der Koordinations- und Kontrollorgane des Oberkommandos erhielten 1962 sogar diplomatischen Status) in der DDR, der ČSSR, Polen und Ungarn zusätzliche militärische Macht. Um sich die Loyalität der Mitgliedsstaaten bestätigen zu lassen, wurden in den folgenden Jahren weitere bilaterale Beistandsabkommen geschlossen.

Abgesehen vom Einmarsch sowjetischer Truppen in Ungarn während des Ungarischen Volksaufstandes im Jahr 1956, kam es während des Bestehens des Warschauer Vertrages zu einem einzigen militärischen Einsatz. Sowjetische, polnische, bulgarische, ungarische Truppen marschierten in die Tschechoslowakei ein und schlugen die vom Reformflügel der Kommunistischen Partei (KPČC) angestrebte Entstalinisierung (siehe: Stalin) und Liberalisierung des politischen Systems, den sogenannten Prager Frühling, nieder.

Bis Anfang der 1990er Jahre ging man auch von einem direkten Einsatz der Nationalen Volksarmee der DDR bei der Niederschlagung des Aufstandes aus. Nach Angaben des Militärhistorikers Rüdiger Wenzke liegen jedoch Informationen aus den Unterlagen des Ministeriums für Nationale Verteidigung vor, wonach die DDR lediglich indirekt - durch eine verstärkte Grenzsicherung und die Bereitstellung von Eisenbahnzügen zum Truppentransport - beteiligt war.

Albanien trat nach den Ereignissen aus dem Warschauer Pakt aus.

Die Militäraktion, die sich gegen ein Mitglied des Paktes richtete, wurde später mit der Breschnew-Doktrin gerechtfertigt. Diese vom sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnew verkündete Doktrin gestand den Mitgliedsstaaten der sozialistischen Gemeinschaft lediglich eingeschränkte Souveränität und Selbstbestimmung zu und erklärte die Sowjetunion zur vorherrschenden Macht.

Im Zuge der politischen Umwälzungen Ende der 1980er Jahre wurde der Warschauer Vertrag 1991 aufgelöst. Michael Gorbatschow* erklärte den Hegemonieanspruch der Sowjetunion für ungültig und entließ die kommunistischen Staaten in ihre Selbständigkeit.

 

verwendete Literatur:

  • Benz, Wolfgang/ Graml, Hermann (Hgg.), Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. 1945-1982 (Fischer Weltgeschichte: Vom Imperialismus zum Kalten Krieg; Bd. 3), Frankfurt am Main 2003, S. 368-370. (Die Autoren gehen in ihrem Werk noch von einem Einmarsch von NVA-Truppen in die CSSR aus. Dies wurde zwar von der DDR-Führung offiziell behauptet, gilt aber mittlerweile als widerlegt.)
  • Microsoft® Encarta® 99 Enzyklopädie. © 1993-1998, s.v. “Warschauer Pakt”.
  • Rüdiger Wenzke, Die NVA und der Prager Frühling 1968. Die Rolle Ulbrichts und der DDR-Streitkräfte bei der Niederschlagung der tschechoslowakischen Reformbewegung, Berlin 1995.
  • http://www.museumsmagazin.com/archiv/3-2003/brennpunkt/pragerfruehling.php*