Ottokar Domma schrieb einige Bücher über den (fiktiven) Schüler Ottokar... Die Geschichten wurden zu „Bestsellern“ und der aufgeweckte, etwas vorlaute Ottokar wurde zum Freund vieler Kinder. Scharf beobachtete und frech kommentierte er den Schulalltag, beschrieb das nicht immer so idyllische Familienleben und nahm sogar gelegentlich die sozialistische Moral auf's Korn. Keiner konnte ihm so recht böse sein – und so manchem sprach der Kindermund aus dem Herzen...
Das Kinderlexikon erschien seit den 1950er Jahren in immer neuen Auflagen. Mit farbigen, sehr anschaulichen Bildern und kindgerecht geschriebenen Texten wurden Fragen zur Gesellschaft, Dinge aus der Biologie, Geologie, Technik und vieles mehr erklärt. Auch Politik wurde vermittelt. So wurde beispielsweise die Pionierorganisation vorgestellt. Auch heldenhafte Biographien von Kommunisten waren Teil des Lexikons – in ideologisch verzerrter und verherrlichender Darstellung...
Dennoch erfreute sich das Kinderlexikon größter Beliebtheit, bot es doch trotzdem einen einfachen Zugang zu sonst schwer verständlichen Themen.
Lehrer Burschelmann und Ottokar
Ottokar und seine Mitschüler
Es gab sehr liebevoll gestaltete Kinderbücher, die sich speziell an Schulanfänger richteten. Zu ihnen sind die „ABC-Bücher – Ich kann lesen“ genauso wie die sogenannten „Trompeter-Bücher“ zu zählen.
Sie boten Erzählungen, Kurzgeschichten und Gedichte, die sich mit der Schule, dem Verstehen der Umwelt – kurz gesagt mit dem Erwachsenwerden befaßten.
Wenngleich die Bücher vorwiegend unpolitisch gehalten waren, bereiteten auch sie die Kinder auf spielerische Weise darauf vor, in die staatliche Jugendorganisation aufgenommen zu werden, vermittelten sie ideologische Werte.
Mein Halstuch
Mein Halstuch ist blau
wie die Blume,
die im Korn am Feldrand steht,
und blau wie die Sonnenfahne,
die vor unsrer Schule weht.
Mein Halstuch ist blau
wie meiner Mutti
allerschönstes Kleid
und wie die Ostsee, die blaue,
zur Sommerzeit.
Mein Halstuch ist blau
wie der Kittel,
den Vati zur Arbeit trägt,
und blau wie der große Himmel,
wenn er die Wolken bewegt.
Gerhard Holtz-Baumert
In der Reihe der „Trompeter-Bücher“ erschienen ebenfalls Gedichte – z. B. von Heinrich Heine - , aber auch neue und alte Geschichten. Eine davon hieß „Putz Munter“ und handelte von einem kleinen Jungen, der den ganzen Tag träumt und in der Schule und zu Hause lernt, für sich und andere Verantwortung zu übernehmen.
Hier ein bekanntes Gedicht, entnommen aus dem ABC-Buch
„Zur Schule geh ich seit drei Tagen“:
Auch traditionelle Kinderliteratur wurde in großem Umfang verlegt. So standen in vielen Bücherschränken die Abenteuer von „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“ von Mark Twain und viele wunderbar illustrierte, prächtige Märchenbücher mit den Grimm-Märchen, mit russischen, polnischen, japanischen oder französischen Geschichten, deutschen Sagen und jüdischen Legenden...
Da Bücher in der DDR wenig kosteten, waren sie für jeden erschwinglich – oder in den Jugendabteilungen der zahlreichen Bibliotheken auszuleihen.
Das Lesen hatte in der DDR einen recht hohen Stellenwert. Im Leseunterricht – Lesen war wie Schreiben, Ausdruck oder Grammatik in den unteren Schulklassen ein eigenes Fach – stellten die Schüler jedes Jahr ihre Lieblingsbücher vor. Zu Pioniernachmittagen (siehe Pionierorganisation ) wurden zudem Autoren eingeladen, die aus ihren Werken vorlasen.
TIPP: Einige DDR-Bücher (u.a. von Ottokar Domma oder das “Lexikon für Kinder”) sind nach der Wende wieder aufgelegt worden und - teilweise inhaltlich überarbeitet - im Handel* erhältlich.