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ANMELDUNG

Wer ein Auto besitzen wollte, mußte seinen Autowunsch bei einer Verkaufsstelle des IFA-Vertriebes* anmelden und jahrelang auf seinen Wagen warten.

 

Bestellschein für einen PKW:

Auszufüllen war u.a: Name, Anschrift, Personalausweis-Nr., Geburtsdatum, soziale Stellung [“Intelligenz” = studiert], Telefon-Nr., bestellter PKW (Fabrikat, Typ)

Auf der Rückseite war u.a. zu lesen:

Werter Kunde!
Wir danken für Ihre PKW-Bestellung und erlauben uns, auf folgendes hinzuweisen:
-Diese PKW-Bestellung ist eine Vormerkung, aus der sich keine vertraglichen Ansprüche und Rechte im Sinne eines Kaufvertrages ableiten lassen.
[...]
-Die Bestellung ist personengebunden und nicht übertragbar.
-Der Besteller muß das 18. Lebensjahr vollendet haben.
[...]
-Mit Ihrer umstehenden Unterschrift bestätigen Sie, keine weitere PKW-Bestellung aufgegeben zu haben.

 

LIEFERZEIT1

PKW-Typ

Wartezeit in Jahren

kürzeste

längste

Trabant Limousine

12,5

14

Trabant Uni

13,5

15

Wartburg Limousine

14,0

16

Wartburg Tourist

14,5

16,5

Škoda

15,0

16,5

Lada 21013

14,5

16,5

Lada 2105

15,5

17

Lada 2107

15,5

17

Dacia

13,5

16

Die Lieferzeit betrug 12 bis 17 Jahre. Daraus erklärt sich, warum eine PKW-Bestellung erst mit dem 18. Lebensjahr aufgegeben werden konnte und nicht übertragbar war. Sonst hätte man bereits seine minderjährigen Kinder für ein Auto angemeldet bzw. für eine andere Person einen PKW bestellt. Zudem wurde die mögliche Zahl an bestellten Autos begrenzt, in dem jede Person nur 1 Anmeldung ausfüllen durfte.
(Der Umstand, daß bei einer PKW-Bestellung zu DDR-Zeiten keine Ansprüche geltend gemacht werden konnten, bedeutete eine Umstellung nach der Wende: Jetzt war bei Unterzeichnung eines Kaufvertrages für ein Auto darauf zu achten, daß dieser bindend war.)

 

UMGEHUNG DER LIEFERZEIT

Wer nicht so lange auf ein Auto warten wollte, konnte über eine Zeitungsannonce oder Beziehungen Kontakt zu Privatpersonen aufnehmen, die ihre gebrauchten Wagen zum Verkauf anboten.

Da die Nachfrage nach PKWs viel größer war als das Angebot, waren die Preise* für Gebrauchtwagen sehr hoch. Üblich war es, den doppelten Neupreis abzüglich 1.000 Mark pro Jahr seit Herstellung zu zahlen. Auch bald ablaufende Autoanmeldungen wurden privat verkauft. In den 1980er Jahren konnten die Schwarzpreise bis zu 10.000 Mark betragen, teilweise sogar in DM.

Durchschnittseinkommen- und rente pro Jahr:2

Jahr

Durchschnitts-
bruttoeinkommen
in Mark

Durchschnitts-
altersrente
in Mark

Differenz
in Mark

1950

  311

  90,70

220,30

1960

  588

152,66

405,34

1980

1030

342,51

687,49

1988

1280

380,94

899,06

Gemessen an den damaligen Lebenshaltungskosten und Durchschnittsverdiensten waren die Anschaffung eines Autos sowie mögliche Reparaturen in der Werkstatt sehr teuer.

 

PKW

Das am meisten gefahrene Auto und heutiges “Symbol” der DDR ist der Trabant*, auch Trabi genannt. Das etwas komfortablere und in seiner Bauart robustere Auto war der Wartburg. Er war teurer als der Trabi und wurde deshalb eher von finanziell besser gestellten Personen gekauft.

Erschwinglicher waren sowjetische Autos wie z.B. der Moskwitsch, Saporoschez, Lada* und Wolga oder polnische Fahrzeuge wie der Polski-Fiat . Allerdings waren für diese Modelle besonders schwierig Ersatzteile zu bekommen.

Fahrzeuge aus dem kapitalistischen Ausland wie z.B. den bundesdeutschen VW Golf, den französischen Citroën oder den schwedischen Volvo sah man kaum auf den Straßen. Westliche Autos fuhren meist Parteigenossen, denen die Wagen für besondere Dienste geschenkt wurden.

September 1989 waren von ca. 8 Millionen Kraftfahrzeugen 3,9 Millionen PKWs im Verkehr.3

FAHRZEUGREPARATUR

Wer wegen einer Autopanne sein Fahrzeug in die Werkstatt brachte, mußte damit rechnen, seinen PKW erst nach mehreren Wochen abholen zu können. Wenn ein Ersatzteil benötigt wurde und in der Werkstatt nicht vorrätig war, bekam man vom Mechaniker den Rat, sich dieses selbst zu beschaffen und mitzubringen. Ersatzteile waren schwer erhältlich und deshalb oft nur durch Beziehungen oder im Tausch gegen andere Dinge zu beschaffen.

War die Reparatur erfolgreich, bekam der Kunde oft zu spüren, daß nicht er, sondern der Automechaniker König war. Ein obligatorisches Trinkgeld von mindestens 20 Mark wurde der Rechnung beigelegt.

Eine große Sammlung an Fahrzeugen aus der DDR* kann man sich im DDR-Museum in Berlin anschauen.

MOTORRÄDER UND KLEINKFRAFTRÄDER

Durch den Mangel an Pkw und Kleintransportern waren Motorräder und Kleinkrafträder in der DDR stark verbreitet. Um Passagiere zu befördern waren Beiwagen-Motorräder beliebt und um Lasten zu transportieren zogen Motorräder auch Anhänger. Simson und MZ waren die größten Hersteller von Zweirädern in der DDR. Nach dem Krieg wurden beide Unternehmen aufgefordert, mit der Produktion von motorisierten Zweirädern zu beginnen. Auch hierbei kam es immer wieder mal zu langen Wartezeiten und begrenzten Modellvarianten aufgrund von Produktionsengpässen.

Besonders beliebt waren die Simson-Zweiräder, insbesondere die legendäre Schwalbe und später die S50-, S51- und S70-Modelle. Sie wurden zu Symbolen der DDR-Mobilität. Simsons galten als zuverlässig, robust und leicht zu warten, was wichtig war und zu ihrer Beliebtheit beitrug. Reparaturen konnten meist selbst ausgeführt werden.

Nach der Wiedervereinigung wurden Produktionsanlagen umstrukturiert oder geschlossen, und die Ära der Simson-Zweiräder in ihrer ursprünglichen Form endete. Die Zweiräder haben auch heute noch ihre Liebhaber. Da Simson-Ersatzteile* immer noch zu bekommen sind, wird die Erinnerung an diese Zweiräder von vielen Bastlern und Liebhabern aufrechterhalten. Viele Messen und Nostalgie-Treffen zeugen vom ungebrochenen Kult der Fahrzeuge aus der DDR.

 

Fußnoten:

1 Wolle, Stefan, Die heile Welt der Diktatur. Alltag und Herrschaft in der DDR. (1971-1989), Bonn 1998, S. 218.  
2 ebd., S. 182.
3 ebd., S. 217f.