UMFRAGE-ERGEBNIS FEBRUAR 2004
NACHGEFRAGT...
DDR-GESCHICHTE.DE richtet sich an interessierte Laien. Besonders Schüler und Studenten nutzen tagtäglich das Angebot an leicht verständlich geschriebenen und bebilderten Grundlageninformationen.
Aus vielen Anfragen, die meist Hilfe zum Erstellen von Referaten und schriftlichen Arbeiten erbitten, geht hervor, daß Jugendliche kaum oder gar keine
Kenntnis von der DDR haben. Das ist angesichts einer zunehmenden Verharmlosung der jüngsten Diktatur auf deutschem Boden besorgniserregend.
Hinzu kommt der Umstand, daß inbesondere Schüler ihre Informationen größtenteils über das Internet oder das Fernsehen beziehen. Doch gerade dort finden sich
zahlreiche unseriöse, angeblich allgemein-repräsentative Beiträge zur DDR. Neben verniedlichenden Websites sei an die DDR-Shows erinnert, die im Sommer 2003 über die Sender flimmerten...
DDR-GESCHICHTE.DE wollte daher wissen, ob und wie die DDR an den Schulen behandelt wird und bat um rege Teilnahme an den nachfolgenden Umfragen!
Die DDR-GESCHICHTE steht auf den Lehrplänen... Wird die DDR an der Schule tatsächlich behandelt?
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Umfragestart: 6.2.2004 22:18 Uhr
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Ihre Meinung
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Klicks
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Prozent
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Ja, ausführlich.
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159
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40,66
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Ja, kurz.
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165
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42,20
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Nein, gar nicht.
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67
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17,14
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Summe
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391
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100 %
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Last vote: 6.3.2004 23:29 Uhr
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Wie wird die DDR im Unterricht vermittelt?
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Umfragestart: 6.2.2004 22:22 Uhr
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Ihre Meinung
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Klicks
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Prozent
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Differenziert.
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145
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57,31
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Zu positiv.
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21
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8,30
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Zu negativ.
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87
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34,39
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Summe
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253
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100 %
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Last vote: 6.3.2004 20:33 Uhr
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Hinweis: Verwendung der Umfrageergebnisse nur mit ausdrücklicher Genehmigung
HINWEIS:
Die Umfrage, ob die Geschichte der DDR an den Schulen behandelt wird, fand in einem Artikel, der am 22.5.2004 in der Schweriner Volkszeitung erschienen ist, Verwendung.
“Erschreckend, wie wenig man weiß" Thema DDR im Geschichtsunterricht: Lücke klafft zwischen Rahmenplan und Realität
Helene Banner
Schwerin
Mehr als 14 Jahre nach dem Fall der Mauer bleibt das Thema DDR im Geschichtsunterricht auch in der Landeshauptstadt in einigen Schulklassen offen. Wenig Lehrmaterial und knappe
Stundenzahlen binden Geschichtslehrern die Hände.
Interesse an der DDR-Geschichte haben Schweriner Schüler durchaus. "Da wir und unsere Familien selbst in der DDR gelebt haben, ist es manchmal erschreckend, wie wenig man doch darüber weiß",
sagt etwa die 19-jährige Abiturientin Anke Levermann. Ihre Freundin Carolin Schlee fügt hinzu, dass die DDR-Geschichte viel naheliegender ist und deshalb im Geschichtsunterricht wichtiger sei als die
Französische Revolution oder der Zweite Weltkrieg. "Vielleicht denkt man, dass unsere Eltern uns die DDR-Geschichte komplett vermitteln können", kritisiert auch die 18-jährige Änne Hauschüd. Die
jungen Leute sind sich einig: Sie würden den Stoff im Unterricht gern genauer behandelt sehen.
Die Aussagen der Schweriner Schüler bestätigen die Ergebnisse einer im Februar deutschlandweit von der Geschichtsstudentin Dana Schieck durchgeführten Internet-Umfrage auf www.ddr-geschichte
.de. Danach behauptet fast jeder fünfte befragte Schüler, dass die Geschichte der DDR im Schulunterricht nicht einmal angesprochen wurde.
Die Schweriner Lehrer legen großen Wert darauf, das Thema DDR aus dem Nebel des Tabus zu befreien. Geschichtslehrerin Gabriele Gründler: "Ich betrachte es als selbstverständlich, Schülern die
DDR-Geschichte zu vermitteln." Das beschränkte Angebot an Lehrmaterial solle man jedoch in der Diskussion um die Rolle der DDR-Geschichte im Unterricht nicht vergessen: "Oftmals müssen Lehrer
improvisieren und sich Themen selbstständig erarbeiten", erklärt die Geschichtslehrerin.
Tatsächlich offenbart ein Blick in die Geschichtsbücher der Sekundarstufen I und II, dass die Geschichte der DDR zwar aufgeführt wird, im Vergleich zur weitaus ausführlicher behandelten BRD
-Nachkriegsgeschichte jedoch weniger Beachtung findet. Zudem sind viele Bücher nicht wertfrei, wie Gabriele Gründler erläutert. "Eine Schwarz-Weiß-Charakterisierung ist noch immer herauszulesen." [
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Unterrichtszeit für die DDR-Geschichte knapp
Der Rahmenplan für Geschichte setzt die deutsch-deutsche Vergangenheit als einen Unterrichtsschwerpunkt fest. Eine Schwierigkeit für Lehrer und Schüler ist aber die knappe Zeit, in der der Lernstoff
vermittelt werden muss: Schüler der neunten Klasse etwa haben nur eine Geschichtsstunde in der Woche.
Durch die jüngst vom Kultusministerium angekündigten Sparmaßnahmen setzen im kommenden Schuljahr neue Kursregelungen ein: Sie legen eine Mindestschülerzahl von 24 pro Kurs fest -
Geschichtsleistungskurse werden damit voraussichtlich nicht mehr zustande kommen. Das bedeutet: Nur zwei Wochenstunden Geschichte in der Abiturzeit. Für eine ausführliche Vertiefung in das
Stoffgebiet DDR bleibt da keine Zeit, die hohen Kursteilnehmerzahlen lassen für Diskussionen in der Klasse kaum Raum.
Lehrer sollen, so der Rahmenplan, durch gezielte Konzentration auf ausgewählte historische Ereignisse einen Gesamtüberblick geben. Damit die Schüler Zusammenhänge begreifen, reicht dieses so
genannte "Inselwissen" aber bei weitem nicht aus, kritisiert die Geschichtslehrerin Sabine Schrapers. Die Schüler könnten so nur " Geschichtchen, nicht aber Geschichte" verstehen.
Der Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Jörn Mothes, schließt sich dieser Ansicht an. Es gehe schon lange nicht mehr um die bloße Kenntnis historischer Daten, die man in jedem Lexikon
nachschlagen könne. "Viel wichtiger ist es, dass Schüler eine Haltung zu den Ereignissen einnehmen, um eine Meinung äußern zu können", so Mothes. Um dies zu ermöglichen, sei eine Erhöhung der
Geschichtsstundenzahl dringend notwendig.
Bildungspolitik bietet nun Unterstützung
Die Bildungspolitik reagiert auf das Problem der knappen Unterrichtszeit: Für das Schuljahr 2006/07 ist vorgesehen, vier Wochenstunden in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern, darunter
Geschichte, für jeden Oberstufenschüler zur Pflicht zu machen. Damit besteht dann für Gymnasien zumindest die Möglichkeit, mehr als zwei Geschichtsstunden anzubieten.
Kultusminister Prof. Dr. Robert Metelmann hat zusammen mit Jörn Mothes und dem NDR das Projekt "Zeitreisen - Die DDR im Schulunterricht" vorgestellt. Es behandelt auch Themen, die nicht in
Geschichtsbüchern stehen, etwa die Zwangsaussiedlung an der innerdeutschen Grenze oder die Rolle der Frau im Sozialismus. Es sei wichtig, den Lehrern auch mit Unterrichtsmaterialien über die
DDR unter die Arme zu greifen, so der Kultusminister. Er betont: "Dieses Material trägt einen politischen Auftrag." Viele Exemplare wurden an Schulen Mecklenburg-Vorpommerns verschickt und die
Lehrer begrüßen das Material sehr, wie der Landesbeauftragte Mothes bestätigt.
Berührungsängste mit dem Thema DDR abbauen
Unterrichtsmaterial wie dieses trägt sowohl dazu bei, der Interessenlage der Schweriner Schüler nachzukommen, als auch die vermutlich noch immer vorhandenen Berührungsängste mit dem Thema
DDR seitens der Lehrer abzubauen. Dabei haben gerade die Lehrer Unterrichtsmöglichkeiten jenseits der Lehrbücher zur Hand. Landesbeauftragter Mothes: "Viele Lehrer sind Zeitzeugen erster Hand
und sollten sich nicht scheuen, von ihren Erfahrungen zu erzählen."
siehe auch: Umfrageergebnisse zu DDR-Wissen
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